| # taz.de -- die nachricht: Die wohlbekannten Kartellanten sollen zahlen | |
| > Deutsche Bahn, Bundeswehr und Logistiker klagen Schadenersatz wegen des | |
| > Lkw-Kartells ein. Konzerne hatten sich jahrelang abgesprochen und mussten | |
| > dafür bereits Strafen zahlen | |
| Das Neue | |
| Die bundeseigene Deutsche Bahn AG hat am Donnerstag mit der Bundeswehr und | |
| über 40 Firmen Klage gegen die am Lkw-Kartell beteiligten Unternehmen | |
| eingereicht. Es geht um Schadenersatzansprüche gegen die Konzerne DAF, | |
| Daimler, Iveco, MAN und Volvo/Renault. „Mit den illegalen Preisabsprachen | |
| wurde uns und den anderen Geschädigten ein enormer Schaden zugefügt“, | |
| erklärte DB-Vorstandsmitglied Ulrich Weber. Die Klage wurde beim | |
| Landgericht München eingereicht. | |
| Der Kontext | |
| Von 1997 bis 2011 haben Daimler, Iveco, DAF, MAN und Volvo/Renault | |
| untereinander Informationen ausgetauscht. Es ging um Preise und die | |
| Einführung klimaschonender Technik. Die EU-Kommission wertete das als | |
| Kartell und verhängte eine heftige Geldbuße von insgesamt knapp 4 | |
| Milliarden Euro. Daimler musste 1 Milliarde Euro zahlen. Die VW-Tochter MAN | |
| musste als Kronzeugin nichts zahlen. | |
| Mit der nun eingereichten Klage macht die Deutsche Bahn gebündelt | |
| Schadensersatzansprüche für unerlaubte Preisabsprachen bei rund 35.000 vom | |
| Kartell betroffenen Lastern geltend. Dabei geht es um ein Einkaufsvolumen | |
| von deutlich über 2 Milliarden Euro. Die Höhe des Schadens, der der | |
| Deutschen Bahn mit ihren Logistiktöchtern entstanden ist, ist allerdings | |
| noch unklar. | |
| Die Reaktionen | |
| Weil mit dem Ende dieses Jahres Verjährungen in den Verfahren greifen | |
| könnten, kommen nun auch andere Geschädigte in die Gänge. Der Europäische | |
| Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (Elvis) strebt mit einer | |
| Initiative vor dem Stuttgarter Landgericht Schadenersatz in Höhe von 176 | |
| Millionen Euro an. Die gut 300 Firmen hatten nach eigenen Angaben rund | |
| 16.600 Laster gekauft und dabei pro Fahrzeug teilweise mehr als 10.000 Euro | |
| zu viel bezahlt. Auch der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und | |
| Entsorgung (BGL) will juristisch aktiv werden. Der Branchenverband des | |
| Logistikgewerbes vertritt rund 3.000 Spediteure. | |
| Die Konsequenz | |
| Ob und wann die Konzerne Schadenersatz zahlen müssen, ist noch nicht | |
| abzusehen. Solche Verfahren sind langwierig und kompliziert. Letztlich | |
| müssen die Geschädigten nämlich nachweisen, welcher Schaden ihnen als | |
| Kunden wegen der Absprachen der Hersteller entstanden ist. Das ist | |
| schwierig, da sie – salopp gesprochen – ja wohl kaum mit Wanzen bei den | |
| Kartellabsprachen dabei waren. Auch dürfte ihnen schwerfallen, belastende | |
| Schriftstücke aufzutreiben – so sie überhaupt vorhanden sind. | |
| Vor Gericht dürften also Gutachter mit Schadensschätzungen auftreten, die | |
| die gewieften Anwälte der Konzerne versuchen werden auseinanderzunehmen. | |
| Ein Argument der Konzerne könnte sein: Absprachen über die | |
| Bruttolistenpreise seien noch keine Schädigung der Kunden, da diese ohnehin | |
| individuelle Rabatte bekommen. Gut möglich ist auch, dass sich die Firmen | |
| vor Gericht mit einem Vergleich einigen und damit in der Sache gar kein | |
| Urteil gefällt wird. | |
| Richard Rother | |
| 22 Dec 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Richard Rother | |
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