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# taz.de -- Lokalderby in der Premier League: Strukturwandel à la Manchester
> Die Kräfteverhältnisse in der englischen Industriestadt haben sich
> verschoben: Während United um den Anschluss kämpft, dominiert City alles.
Bild: Dehnen für den Sieg: Spieler von Manchester City vor dem großen Stadtdu…
MANCHESTER taz | Der 30. Mai 1999 war ein großer Tag für Manchester City.
Die Mannschaft kam im Wembley-Stadion nach einem 0:2-Rückstand gegen den
FC Gillingham durch zwei Tore kurz vor Schluss zurück, gewann im
Elfmeterschießen und beendete damit die sportlich finsterste Episode der
Vereinsgeschichte. Durch den Erfolg gelang dem Klub nach einer Saison in
der Drittklassigkeit der direkte Wiederaufstieg in Englands zweite Liga.
Wenn man sich heute mit City-Fans über dieses Spiel unterhält, bekommen sie
immer noch leuchtende Augen und berichten von den Glücksgefühlen, die
damals in Wembley freigesetzt worden seien. Der Stadtrivale Manchester
United hatte wenige Tage zuvor übrigens die Champions League gewonnen –
durch das berühmte 2:1 in der Nachspielzeit gegen den FC Bayern – und damit
das Triple komplett gemacht.
Das waren noch Zeiten, als die beiden Klubs aus der alten Industriestadt im
Nordwesten Englands so gegensätzlich waren, wie es gegensätzlicher kaum
geht. Auf der einen Seite das notorisch mittelmäßige und von
wirtschaftlichen Sorgen geplagte City, auf der anderen Seite United, das in
den Neunzigern erst die Dominanz im englischen und dann im europäischen
Fußball übernahm und zum umsatzstärksten Verein der Welt aufstieg.
Mittlerweile haben sich die Klubs angenähert, sind sich immer ähnlicher
geworden, auch wenn die Fans das natürlich nicht hören wollen.
Der Grund für diesen Ausgleich der Kräfteverhältnisse ist die Übernahme
Citys durch Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan aus Abu Dhabi im Herbst
2008, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Klub in Europas Elite zu führen
und zu diesem Zweck unablässig Geld in sein Projekt pumpt. Allein in den
vergangenen zweieinhalb Jahren hat City angeblich mehr als 670 Millionen
Euro in Transfers investiert. Außerdem baute der Klub das wohl modernste
Nachwuchszentrum der Welt und vergrößerte sein Stadion.
Zweimal wurde City nach der Übernahe Meister, 2012 und 2014, und auch in
dieser Saison deutet viel darauf hin, dass der Titel im blauen Teil
Manchesters gefeiert wird. Vor dem Derby an diesem Sonntag im Old Trafford
führt das Team von Pep Guardiola die Tabelle mit acht Punkten Vorsprung
vor United an, ist in der Liga noch ungeschlagen und könnte mit dem 14.
Erfolg nacheinander nicht nur einen Rekord für die längste Siegesserie in
der Premier League aufstellen, sondern auch eine frühe Vorentscheidung in
der Meisterschaft herbeiführen – auch wenn Guardiola diese Möglichkeit
herunterspielt. „Es ist noch ein langer, langer Weg. Wir müssen noch viele
Punkte holen“, sagt er vor der nur rund sieben Kilometer langen Tour vom
Osten Manchesters in den Westen, wo am Ufer der Salford Quays Uniteds
Stadion liegt.
## Psychospiele und Sticheleien
Dass City dabei ist, den Stadtrivalen sportlich zu überholen, hat auch
damit zu tun, dass die Mannschaft im Moment Eigenschaften zeigt, die
eigentlich klassische United-Tugenden sind. In der Zeit unter Trainer Sir
Alex Ferguson wurde der Klub dafür bekannt, Spiele durch späte Tore zu
gewinnen – berühmt der Sieg über Bayern 1999.
City hat sich zuletzt schwergetan, die Siege gingen Guardiolas Team nicht
mehr so leicht vom Fuß wie noch vor einigen Wochen. Dennoch war die
Mannschaft in den entscheidenden Momenten da, schlug Feyenoord Rotterdam in
der Champions League, und in der Liga Huddersfield Town, Southampton und
West Ham durch Siegtreffer zwischen der 83. und 96. Minute, was nach
allgemeiner Auffassung die Reife, den Kampfgeist und das
Durchsetzungsvermögen des Teams belegt.
„Wir haben gezeigt, dass wir nie aufgeben“, sagt Guardiola. Die erste
Niederlage der Saison im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel der
Champions League bei Schachtar Donezk mit einer B-Elf könnte aus Sicht des
Trainers sogar nützlich sein, um die Sinne zu schärfen.
Dass sich die Verhältnisse in Manchester ändern, ist auch daran zu
erkennen, dass bei United eine gewisse Nervosität herrscht, die ihren
Ausdruck in Psychospielen und Sticheleien findet. Mittelfeldmann Paul Pogba
– der das Derby wegen seiner Roten Karte beim 3:1 gegen Arsenal verpasst –
verlieh in einem Interview seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich bei City im
weiteren Verlauf der Saison ein paar Spieler verletzen könnten. Und einem
Kamerateam von City versagte United für das Duell am Sonntag den Zugang zum
Spielertunnel im Old Trafford. Dass der Klub solche Manöver irgendwann
nötig haben würde, war im Mai 1999 unvorstellbar.
10 Dec 2017
## AUTOREN
Hendrik Buchheister
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Fußball
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Schwerpunkt Rassismus
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