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# taz.de -- Die Wahrheit: Der Königsmacher
> Neues aus Neuseeland: Auch im heilen Aotearoa gibt es Probleme mit einer
> ultrarechten Partei. Ihr Führer gibt derzeit die umworbene Diva.
Zeitgleich mit Deutschland haben wir im Land der grünen Hoffnung gewählt,
und genauso perplex sind wir jetzt. Die AfD hat es auch bei uns aufs Podium
geschafft, nur heißt sie hier NZ First. Ist gleich: Winston Peters. Der
Anführer der Ultrarechten ist eine One-Man-Show mit Dauerpublikum – und
Neuseelands Königsmacher. Ende dieser Woche, wenn die letzten Stimmen aus
dem Ausland gezählt sind, will er sich endlich entscheiden, mit wem er ins
Parlamentsbett steigt. So lange spielt er Diva.
Da Winston Peters das Zünglein an der Waage der neuen Regierungsbildung
ist, bezirzen ihn zurzeit gerade Labour- und National-Partei. Das grelle
Rampenlicht nutzt der Populist jetzt, um die ach so bösen Medien zu
verteufeln, die sich so gar nicht damit abfinden wollen, dass er ein
xenophober Rassist ist. Da hilft auch nicht, dass er Maori ist und sogar
mal neuseeländischer Außenminister war. Indigene Abstammung und
internationales Parkett schützen eben nicht vor Ausländerhass. Oder genauer
gesagt: Asiaten-Bashing.
Der Frauenheld und Sprücheklopfer, trinkfreudig und stets gut frisiert,
legte schon einst bei der Wahl 1996 seine wahre Gesinnung bloß. Chinesische
und koreanische Einwanderer bezeichnete er als „Asian Invasion“, die gelbe
Flut. Neuseeland sei die „letzte asiatische Kolonie“ und bald „nicht mehr
wiederzuerkennen“. Laufe man die Dominion Road in Auckland entlang, müsse
man sich fragen, ob man nicht im Ausland gelandet sei – nur chinesische
Lokale. Hallo, Pegida!
Peters ist zwar kein Freund anderer Kulturen, hat aber ein Herz für den
„besten Freund des Menschen“. Hundezüchter, die Tiere nach Asien
importieren, wo sie als Aphrodisiakum verspeist würden, nannte er
„Monster“. Und gegen die „importierte kriminelle Aktivität“ von
Einwanderern, die „Chaos“ im heilen Aotearoa erzeuge, forderte er eine
Polizei-Spezialeinheit.
Als Winston Peters Neuseeland als Außenminister vertrat – nicht der ideale
Job für Fremdenfeinde –, da schwieg er, als sein damaliger Stellvertreter
einer Parlamentarierin zurief: „Geh zurück nach Korea!“ Er schwieg auch,
als ein anderer NZ-First-Abgeordneter gegen „frauenfeindliche
Höhlenmenschen aus Wongistan“ wetterte.
Die Liste geht weiter, getoppt von Peters’ „legendärem“ Scherz „Two Wo…
don’t make a white“ („zwei Schlitzaugen machen keinen Weißen“) – eine
„oberlustige“ Verdrehung von „two wrongs don’t make a right“. Es ging…
um den zunehmenden Landbesitz von Chinesen in Neuseeland. Die Journalisten,
die nicht mitlachen konnten, waren in den Augen des Spitzenpolitikers „die
politisch-korrekte Nazi-Polizei“. Quasi Lügenpresse.
Vorerst letzter Akt von Winston Peters, bevor er die neue Regierung
mitbestimmen darf: Er will verhindern, dass Sikhs in seiner Heimat mit
einem traditionellen Dolch herumlaufen können. Da hört für ihn
Religionsfreiheit auf. Jetzt warten wir darauf, dass er eine
Jagdhund-Krawatte trägt.
5 Oct 2017
## AUTOREN
Anke Richter
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