| # taz.de -- taz-Serie Angezapft (3): Im Elterncafé: Politik vorm Bällebad | |
| > Am Tresen, am Stammtisch und im Café wird über die Wahl am 24. September | |
| > diskutiert. Die taz hört zu. Diesmal im Elterncafé Schönhausen in Pankow | |
| Bild: Auch im Elterncafé wird auf Nachfrage politisiert | |
| Das Elterncafé Schönhausen in der Pankower Florastraße ist auf den ersten | |
| Blick kein politischer Ort. Die Gespräche drehen sich eher um | |
| Kitaplatzsuche und Kinderkacke (was hier tatsächlich wörtlich gemeint ist) | |
| denn um die Frage, ob Martin Schulz die bessere Angela Merkel ist. | |
| Letzteres würden viele hier im Übrigen insgeheim sicher verneinen: Pankow | |
| ist zwar links regiert, doch hier in der Florastraße fühlt sich der Wähler | |
| zwischen Baugruppen-Biedermeier und Bioladen bei der CDU insgeheim gar | |
| nicht so schlecht aufgehoben: Erststimme Grün (wegen des Bioladens), | |
| Zweitstimme kriegt Merkel. | |
| Also doch nicht so unpolitisch hier. Rein ins Schönhausen, auf einen | |
| Cappuccino mit den Pankower Krabbelkindern samt Eltern. Die sind an diesem | |
| Nachmittag paar Tage vor der Bundestagswahl nur spärlich vertreten. Die | |
| Sonne ist doch noch herausgekommen, eher Spielplatz- als Caféwetter also. | |
| Vor dem Bällebad sitzt immerhin Ines, die nur ihren Vornamen in der Zeitung | |
| lesen will, samt Mann und Töchterchen. Der Kaffee ist alle, Töchterchen und | |
| Mann sind mit den Bällen beschäftigt, klar können wir da kurz über Politik | |
| sprechen. | |
| Ines wählt wahrscheinlich SPD oder CDU, das hat ihr auch der Wahl-O-Mat | |
| geraten, dieser Express-Gesinnungstest der Bundeszentrale für politische | |
| Bildung. „Angela Merkel ist mir sympathisch. Bei der SPD überzeugt mich | |
| deren Familienpolitik – dass sie hier in Berlin zum Beispiel die | |
| Kitagebühren abgeschafft haben, das finde ich richtig gut.“ | |
| Ines ist Bürokauffrau, in Berlin aufgewachsen, die letzten zwölf Jahre hat | |
| sie allerdings in den USA gelebt. „Maryland, Ostküste. Ich habe dort für | |
| eine Krankenversicherung gearbeitet.“ Als Trump Präsident wurde und das | |
| öffentliche Gesundheitssystem massiv zusammenkürzte, verlor Ines ihren Job. | |
| „Aber mein Mann und ich wollten sowieso weg, nachdem Trump gewählt wurde.“ | |
| Die Stimmung in den USA, der offene Rassismus in der Gesellschaft, hat | |
| ihnen Angst gemacht. | |
| Ihr Mann, US-Amerikaner, versteht noch kein Deutsch und schaut beim Wort | |
| „Trump“ misstrauisch herüber. Ob das etwa ein Zeitungsinterview werden | |
| solle? „Mein Mann hat’s nicht so mit Politik“, sagt Ines entschuldigend. | |
| Jetzt, zurück in Berlin, macht Ines die AfD Sorge. „Die sind ja genauso | |
| bescheuert und rassistisch wie Trump. Aber in meiner Familie gibt’s sogar | |
| ein paar, die die wählen.“ | |
| Ach so, und was ist mit den Grünen? „Mit denen kann ich nicht so richtig | |
| was anfangen“, sagt Ines. Ganz klar, eine Neu-Pankowerin. | |
| 18 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
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