Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tanzen unter blauem Himmel
> Petition der Woche Eine Kölner Initiative fordert, dass die Stadt Plätze
> für spontane Partys bereitstellen soll. Die Stadtverwaltung will davon
> nichts wissen
von Robin Köhler
Strahlender Sonnenschein, 120 Beats pro Minute, dabei Alkohol und manchmal
auch weitere Drogen im Blut: Illegale Open-Air-Partys gibt es in Köln in
den warmen Monaten fast jedes Wochenende. Oft werden sie spontan über
Facebook organisiert, in Parks oder abgelegenen Waldgebieten trifft sich
die Partymeute, um den ganzen Tag und durch die Nacht zu Techno-Musik zu
raven. Sobald die Stadt etwas davon mitbekommt, lösen Ordnungsamt oder
Polizei die Veranstaltungen auf. Lärmschutz und die Vermeidung von Müll
haben Priorität. Wer im Freien feiern will, muss private Grundstücke
mieten.
Zafer Çalışkan vom Verein Open Air Cologne möchte das ändern. In seiner
Petition fordert der 50-jährige Partyveranstalter, dass die Stadt
öffentliche Plätze für bis zu 300 Feiernde zur Verfügung stellt – ähnlich
wie Grillhütten oder andere Freizeitanlagen. „Durch die digitale Technik
gibt es einen großen Zuwachs an DJs. Die Clubs in der Stadt reichen da
nicht aus“, sagt Çalışkan. Die Szene wachse und sei sich der Probleme
durchaus bewusst: „Auch uns geht es darum, Müllberge zu vermeiden und keine
Anwohner zu stören.“ Bisherige Versuche, mit den Behörden zu verhandeln,
brachten allerdings kein Ergebnis. In seiner Petition schlägt Çalışkan vor,
dass Stadtverwaltung und Initiativen wie Open Air Cologne zusammenarbeiten
und nach geeigneten Flächen suchen. Die Veranstalter müssten die
Verantwortung für die Einhaltung der Regeln und die Müllentsorgung
übernehmen. „Wir möchten uns an einen Tisch setzen und zeigen, dass es
möglich ist“, sagt Çalışkan.
2013 hat er die erste Demonstration zum Thema organisiert. Eigentlich
sollte es nur eine Geburtstagsfeier werden: Grillen am Rhein, etwa dreißig
Leute, dazu eine Musikanlage. „Um Problemen vorzubeugen, habe ich vorher
beim Ordnungsamt angerufen“, sagt Çalışkan. Die hätten ihm die Musikanlage
einfach verboten, ohne Begründung. Die Gruppe war verärgert. Auf dem
gleichen Gelände findet auch das Pollerwiesen-Festival statt, mit bis zu
10.000 Gästen. „Solange die Stadt daran verdient, ist alles in Ordnung.
Aber wenn wir nicht kommerziell feiern, ist es verboten“, sagt Çalışkan. Er
wollte sich das nicht bieten lassen. Aus der Geburtstagsfeier wurde die
erste Demonstration mit dreißig Teilnehmern.
Für Sonntag, 27. August, hat Çalışkan wieder eine Demonstration angemeldet.
Er erwartet 3.000 Leute. Die Demonstrationen mit Musik und Tanz sollen
zeigen, dass Open-Air-Partys auch sauber funktionieren. Das Motto lautet:
Rave clean and save green. „Jede halbe Stunde stellen wir die Musik aus und
bitten die Leute, die Grünflächen sauber zu machen. Erst danach geht es
weiter.“ Vorher und zwischendurch werden Müllbeutel verteilt. „Die Stadt
kann Open-Air-Partys verbieten, aber sie werden trotzdem stattfinden.“ Mit
einer offiziellen Lösung gäbe es weniger Probleme.
Aus der Politik gibt es aber bisher wenig Verständnis für die Raver. Als
„Missbrauch der Demokratie“ hatte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke von
den Grünen die Partydemonstration im vergangenen Jahr bezeichnet. Die Stadt
Köln gibt auf taz-Anfrage eine klare Antwort zu den Petitionszielen:
„Dieser Vorschlag ist nicht umsetzbar.“ Und weiter: „Für Partys dieser A…
fehlt das öffentliche Interesse. Denn diese Partys werden regelmäßig
insbesondere in Grünflächen abgehalten. Daraus folgt eine erhebliche
Belästigung der nächstgelegenen Wohnbebauung.“ Wenn die Stadt
Open-Air-Partys erlaube, müssten die Grünflächen zudem auch anderen
Interessenten zur Verfügung gestellt werden. Da es sehr viele Anfragen
gibt, würde dies zur Überbeanspruchung der Flächen führen, so die Stadt.
Die Einzigen, die sich im Kölner Stadtrat bisher für öffentliche
Feierflächen einsetzen, sind die zwei Abgeordneten der Piratenpartei. „Köln
würde damit ein Stück freundlicher werden“, sagt die Stadträtin Lisa
Gerlach. „Natürlich müssen dabei Lärmschutz und Umweltverschmutzung
beachtet werden.“
Achtmal wurden in diesem Jahr bereits Technopartys aufgelöst, teilte die
Stadt Köln mit. Im Vergleich zu den Vorjahren könne man feststellen: Es
werden immer mehr.
26 Aug 2017
## AUTOREN
Robin Köhler
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.