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# taz.de -- Die Influencer von morgen
> FASHION Schon mal vom Studiengang Modemarketing gehört? Keine Angst, wir
> auch nicht. Bis jetzt. An der Business School Berlin erprobt man die
> Vernetzung von Theorie und Praxis, Management und Modedesign
Bild: … a T-Shirt
von Nora Voit
Mit seinem schillernden Campus an der 1913 erbauten Siemens-Villa in
Steglitz-Zehlendorf sieht die Business School Berlin ein bisschen aus wie
ein US-amerikanischer College-Traum. Unter denkmalgeschützten Stuckdecken
und Kronleuchtern werden auf der privaten Hochschule die Manager von morgen
ausgebildet. Knapp 1.200 Studierende zählt die Hochschule, darunter
angehende Manager, Betriebswirte, Wirtschafts-, Medien- und
Sportpsychologen. Seit 2014 wird zudem der Bachelorstudiengang
Modemarketing angeboten.
Die Vernetzung von Theorie und Praxis ist das Aushängeschild des
Studiengangs, den es in dieser Form nur an der Business School Berlin gibt.
In sechs Semestern gewinnen die knapp 80 Studierenden in kleinen Gruppen
einen Einblick in verschiedene Bereiche aus Management und Modedesign: von
der klassischen Betriebswirtschaftslehre über Brandmanagement, Trend- und
Lifestyle-Forschung bis zur Vermarktung der eigenen Kollektion.
## Internationales Netzwerk
Als Grundlage setzt Claudine Brignot, Studiengangsleiterin und
Modedesignerin mit eigenem Label (urban speed/Claudine Brignot) und
Ladenatelier in Berlin-Mitte, auf die Zusammenarbeit mit renommierten
Partnern im In- und Ausland. Durch Kooperationen mit Unternehmen oder
Praktika bauen die Studierenden ein internationales Netzwerk fürs spätere
Berufsleben auf. Die Karriereleiter auf der Business School Berlin hat aber
ihren Preis: 650 Euro kostet das Studium pro Monat. Neben dem finanziellen
Background sind die Fachhochschulreife und ein bestandenes
Einstellungsgespräch Voraussetzung für die Zulassung.
Eine Bewerberin, die im Gespräch von sich überzeugen konnte, ist Gamze.
Seit April vergangenen Jahres studiert die 20-Jährige an der Business
School Berlin, die sie erst kurz zuvor beim Offenen Campustag kennengelernt
hatte. Begeistert haben sie damals wie heute die Atmosphäre am Campus und
die Idee, ihre Leidenschaft für Mode mit ihrem Organisationstalent
verknüpfen zu können.
Im vergangenen Semester entwarf ihr Kurs eine eigene Kollektion und
präsentierte sie in einem Pop-up-Store auf der Berliner Fashion Week. Mit
dem Label „b.a.r.e.“ hatte der vorherige Kurs im Wintersemester 2017 mit
einer Kollektion aus schlichten Unisex-Shirts ein gesellschaftliches
Statement gesetzt. Seitdem wird das Projekt von Studierenden
weiterentwickelt. „Die Herausforderung für sie ist, Aufmerksamkeit für ihr
Produkt zu generieren“, sagt Claudine Brignot. Wie schwierig das auf dem
Modemarkt Berlins ist, erlebt Gamze, seitdem sie ein Konzept für den
Instagram-Account von „b.a.r.e.“ erarbeitet. „In den ersten drei Tagen
haben wir unsere Follower verdoppelt“ erzählt sie stolz. Seitdem stagnierte
die Zahl.
Um sich das Studium zu finanzieren, arbeitet Gamze, die lieber nur mit
Vornamen genannt werden will, in ihrer freien Zeit für einen Onlineshop für
Floristik. Darüber bekommt sie Einblicke in ein Tätigkeitsfeld, in dem die
Modebranche eine Vorreiterrolle spielt: sogenanntes Influencer-Marketing.
Mit vielen Tausend Followern in sozialen Netzwerken wie Instagram oder
YouTube sind Influencer Menschen mit enormer Reichweite. Als
Identifikationsfiguren und persönliche Werbeträger gehen sie lukrative
Kooperationen mit Unternehmen ein – da wird dann beim Frühstück gern eine
Armbanduhr ins Bild gestreckt oder im Fitnessstudio von teuren Sneakers
geschwärmt. Kritik wird an dieser Werbemaschinerie laut, weil
Produktplatzierungen oft nicht gekennzeichnet sind. Der Vorwurf lautet:
Schleichwerbung.
Beim Thema Influencer wird im Gespräch mit der Professorin und ihrer
Studentin ein Generationenkonflikt deutlich. Während Brignot die
Schnelllebigkeit des Phänomens kritisch sieht, befürwortet Gamze
Influencer-Marketing als einen logischen Schritt der Digitalisierung.
Modetrends und Produktwerbung konsumiert sie mittlerweile überwiegend durch
Social Media. „Printwerbungen schaue ich mir gar nicht mehr an, außer
vielleicht in der Vogue“, erzählt sie. Ihre berufliche Zukunft sieht sie
trotzdem nicht im Onlinemarketing, sondern im Modejournalismus oder einer
PR-Agentur – oder als Influencerin auf Instagram.
In diesem Jahr hat Claudine Brignot ihre ersten Absolventen verabschiedet.
Viele sind auf dem Weg ins „Digital Fashion Business“, verrät sie. „Junge
Leute nehmen diese Grundkompetenzen als Digital Natives von Anfang an mit
und haben oft einen Vorsprung gegenüber Leuten, die schon länger im Beruf
sind“, sagt Brignot.
Als Professorin und Modemacherin ist es ihr ein Anliegen, dass die
Studierenden sich fernab von Kommerz und flüchtigen Trends auch mit den
langfristigen Faktoren von Mode und der Wertschöpfungskette ihrer
Produktion beschäftigen. Damit die Studierenden ein Verständnis für die
kreativen Abläufe der Branche, auch für Schnitte und Materialien
entwickeln, setzt sie auf die Vermittlung der Gestaltungsprozesse. „Es geht
nicht darum, Modedesigner auszubilden, sondern um eine Wertschätzung von
Mode als Handwerk. Wenn die Studierenden Stoffe in den eigenen Händen
halten, haben sie einen ganz anderen Respekt vor dem Produkt“, betont sie.
Nicht zuletzt soll diese Erfahrung ein Bewusstsein für globale
Verantwortung und Nachhaltigkeit schaffen. Im besten Fall beweisen die
Fashion Manager der Zukunft, dass sich Nachhaltigkeit und Digitalisierung
nicht ausschließen müssen.
Am Offenen Campustag am 26. August können sich Interessierte über das
Studienangebot der Business School Berlin informieren
23 Aug 2017
## AUTOREN
Nora Voit
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