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# taz.de -- heute in Bremen: „Milchdieb und Männertreu“
> Führung Der Leiter des Rhododendronparks erklärt, wie Pflanzen zu ihren
> Namen kommen
taz: Herr Schepker, was ist für Sie der schönste Pflanzenname?
Hartwig Schepker: Da gibt es einige. Ich mag vor allem die skurrilen Namen,
wo man sich fragt, wie man auf die Idee gekommen ist, eine Pflanze so zu
nennen.
Haben Sie ein Beispiel?
Den Milchdieb. Da denkt man ja erst mal an einen Vogel oder an einen Käfer.
Es ist aber eine Pflanze, ein Halbschmarotzer, der auf anderen Pflanzen
aufsitzt und sich von ihnen größtenteils ernährt. Im Mittelalter haben
vermutlich die Damen, die sich mit der Kraft von Pflanzen auskannten und
deswegen oft als Hexen verbrannt wurden, festgestellt, dass auf den Weiden,
wo diese Pflanze wuchs, die Kühe weniger Milch gegeben haben – weil der
Nährwert der Pflanzen geringer war. Der lateinische Name lautet Euphrasia.
Der kommt mir bekannt vor …
Sie kennen sie wahrscheinlich als Augentrost, ein pflanzliches
Augenheilmittel.
Welcher Name ist der richtige?
Beide. Es gibt unterschiedlichste Namen für Pflanzen: Der Holunder hat
wahrscheinlich 20 bis 30 verschiedene Namen alleine in deutschen Regionen.
Deshalb gibt es ja auch die lateinischen Namen, damit man in jeder Sprache
weiß, um welche Pflanze es sich handelt. Die lateinischen Namen gehen
wiederum größtenteils auf Carl von Linné zurück, der im 18. Jahrhundert das
zweigliedrige System zur Bezeichnung von Pflanzen durchgesetzt hat. Die
volkstümlichen Namen sind seit Jahrtausenden in Gebrauch. Denken Sie an den
Schierlingsbecher, mit dem Sokrates getötet wurde.
Können Sie erklären, wie der Männertreu zu seinem Namen kam?
Der Männertreu soll ja für die Wankelmütigkeit des männlichen Geschlechts
in Bezug auf die Treue stehen und man nimmt an, dass das zusammenhängt mit
den kleinen Blütendolden, die nach der Blüte im Winde verweht werden – so
wie die Treue des Mannes.
Sie wollen heute auch Gruselgeschichten erzählen – worüber?
Über die Zombia – eine Palmenart aus der Karibik. Wahrscheinlich hat man im
Vodookult angenommen, dass das Öl dieser Pflanze die Toten zum Leben
erwecken kann. Interview eib
Parkführung „Wie Pflanzen zu ihren Namen kommen“: 17 Uhr, Treffpunkt vor
dem Botanika-Eingang, Kosten: 5 Euro
22 Jun 2017
## AUTOREN
Eiken Bruhn
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