| # taz.de -- Große Geste, doppelbödig | |
| > POP Albrecht Schrader tut retro, will aber auf anderes hinaus | |
| Man könnte sich zurückversetzt fühlen in die mittleren 1980er-Jahre. Nur | |
| unter anderem, weil hier schon mal typische Synthieflächen daliegen wie | |
| Neuschnee: Das Verarbeiten solcher mit deutlichem Zeitstempel versehenen | |
| Elemente, es ist ja längst als zentrale Kulturtechnik der 90er ff. | |
| identifiziert worden, manchmal problematisiert, auch glorifiziert. Zur | |
| Auffrischung nehme man einfach wieder mal [1][Simon Reynolds’Buch | |
| „Retromania“] zur Hand. | |
| Albrecht Schraders Verhältnis zur Vergangenheit, zum Aufbewahrenwollen oder | |
| auch Nicht-Loskommen-von, es dürfte komplizierter sein als bei all denen, | |
| die irgendwann nicht mehr anders wissen oder können, als ihr eines | |
| stilprägendes (oder auch nur erfolgreichstes) Album wieder aufzuwärmen. | |
| Kunststück, höre ich Sie einwenden: Führt denn dieser in Köln lebende | |
| gebürtige Hamburger mit „Nichtsdestotrotzdem“ (Staatsakt) nicht gerade mal | |
| sein Debütalbum vor? Warten wir doch erst mal, ob er das nicht wiederholt – | |
| in zwei, drei, vier Jahrzehnten. | |
| Bis dahin aber will er mehr, so scheint es, will anderes als bloß in | |
| Erinnerung rufen, was er beim Publikum als bekannt voraussetzen kann; das | |
| wäre freilich ein auch auf Deutsch hinlänglich erprobtes Erfolgsmodell. | |
| Nein, diesem – laut Plattenfirmenwaschzettel – versierten | |
| Blockflötenspieler und Bach-Fan dient das eingängige Gefäß, die große, | |
| vielleicht auch arg dick aufgetragene Pop-Geste zur Irritation. Hier wird | |
| auch mal Schlagerhaftes angetäuscht, um dann abzubiegen, wird Hochstehendes | |
| herabgeholt und ach so Niederes erhaben gemacht … Hatten wir erwähnt, wie | |
| vergnüglich das alles geschieht? | |
| Wem das nun alles allzu verkopft klingt, wer kein Interesse hat an | |
| diskursivem Ballast: Albrecht Schrader hat schon Musik gemacht fürs Bremer | |
| Theater und mit der Hamburger Irgendwie-Allstar-Band Herrenmagazin. | |
| Vielleicht vor allem aber ist er der musikalische Leiter des | |
| Rundfunktanzorchesters Ehrenfeld, also der Showband des „Neo Magazin | |
| Royale“, also von Jan Böhmermann. Nun interessiert er Sie doch, nicht? aldi | |
| Di, 23. 5, Hannover, Lux; Mi, 24. 5., Hamburg, Kleiner Donner; 24. 9. | |
| Bremen, Tower | |
| 20 May 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Alexander Diehl | |
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