# taz.de -- Gastkommentar von Rudolf Hickel über das Urteil zum Offshore Termi… | |
Während das Verwaltungsgericht Bremen in seinem Urteil auf Verfahrensfragen | |
und Zuständigkeiten im Genehmigungsverfahren abgestellt hat, konzentriert | |
sich das Oberverwaltungsgericht (OVG) auf die Haltbarkeit der | |
ökologisch-ökonomischen Begründung. Im Mittelpunkt steht der ursprünglich | |
bei der Entscheidung für den Bau des Offshore Terminals Bremerhaven (OTB) | |
geschlossene Öko-Deal: Der Bau des Schwerlasthafens zusammen mit den 250 | |
Hektar für ein neues Gewerbegebiet führt zu einem massiven Eingriff in das | |
europarechtlich geschützte Naturschutzgebiet am Blexer Bogen. Dieser | |
ökologisch unbestreitbaren Belastung, die mit Ausgleichsmaßnahmen reduziert | |
wird, steht der übergreifende ökologische Vorteil der Stromerzeugung durch | |
den Bau von Windenergieanlagen auf See und damit die Zurückdrängung | |
fossiler Energieerzeugung gegenüber. Dieser Öko-Deal hat zu Recht zur | |
Zustimmung durch den BUND zum OTB geführt. | |
Ob dieser Öko-Deal aufgeht, hängt vom Bedarf und damit dem Ausbau der | |
Offshore-Windenergieerzeugungsanlagen ab. Auf einen Nachweis der | |
Plausibilität der Bedarfsanalysen konzentriert sich das OVG. Es sieht in | |
seinem Urteil eine absehbar ausreichende Nachfrage nach Offshore-Anlagen, | |
die den Umschlag über den geplanten OTB rechtfertigen, nicht als gegeben. | |
Dieses Urteil ist eine Ohrfeige für die Prognos AG und damit den | |
Wirtschaftssenator und Bremenports. Prognos hatte 2011 eine erste | |
Kosten-Nutzen-Analyse vorgelegt und 2012 eine weitere Fassung | |
nachgeschoben. Zuletzt wurde im Dezember 2016 eine „Aktualisierung der | |
Bedarfs- und Potenzialanalyse von 2012“ auf der Basis der „grundsätzlich | |
unveränderten Methodik“ vorgelegt. Trotz massiv belastender Veränderungen | |
der energiepolitischen Rahmenbedingungen wurde der Bau des OTB immer wieder | |
uneingeschränkt gerechtfertigt. Auch sind die relevanten Veränderungen der | |
Märkte sowie der relevanten Unternehmen vor Ort die potenzielle Konkurrenz | |
eher durch Zweckoptimismus gekennzeichnet. | |
Die jüngste Behauptung der Prognos AG zur Errichtung von 110 | |
Offshore-Windenergieanlagen pro Jahr bezogen auf 2016 bis 2040 in der | |
deutschen Nordsee ist nicht plausibel begründbar. Nach diesen mehrfach | |
kritisierten Gutachten ist das Vertrauen in Prognos im Rahmen der | |
Begründung des OTB-Bedarfs wohl kaum noch gegeben. Das ist auch nicht mehr | |
durch erneute Aktualisierung der Bedarfsschätzung zu retten. | |
Die zentrale Botschaft durch das OVG-Urteil ist: Die in der Politik schon | |
lange kolportierte Möglichkeit, einen Schwerlasthafen ohne die | |
OTB-Zweckbindung zusammen mit 250 Hektar Gewerbefläche zu schaffen, ist | |
einerseits wegen der massiven Eingriffe in das Naturschutzgebiet und | |
andererseits dem fehlenden ökologischen Ausgleich durch den ausreichenden | |
Bau von Offshore-Winderzeugungsanlagen rechtlich untersagt. Die Politik | |
sollte sich endlich darauf konzentrieren, das hochwertige | |
Windenenergiecluster Bremerhaven ohne den OTB auch unter Nutzung | |
vorhandener Hafenfazilitäten auszubauen. | |
11 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Hickel | |
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