# taz.de -- Lisbeth Schröder und Antje Lang-Lendorff über die Privatquartier-… | |
Bild: Ein Königreich für ein Bettchen | |
Josef klopft mit seiner schwangeren Maria gerade an die Türen in Bethlehem, | |
ohne eine Bleibe zu finden, da wird das Krippenspiel plötzlich | |
unterbrochen. Ein Mann drängt sich in der Kreuzberger Kirche nach vorne, | |
zwischen die wolligen Schafe und kindlichen Engel – und schnappt sich das | |
Mikrofon. Will da jemand stören? „Sie können es besser machen: Öffnen Sie | |
Ihre Türen“, wendet er sich sinngemäß an das Publikum. „Nehmen Sie | |
Besucherinnen und Besucher des Kirchentags bei sich zu Hause auf!“ Das | |
kommt unerwartet, viele lachen, der Mann bekommt einen in Kirchen eher | |
ungewöhnlichen Applaus – eine originelle Werbeeinlage also, zur besten | |
„Sendezeit“ an Heiligabend, könnte man sagen. | |
Und weil der Evangelische Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin näher | |
rückt, rühren jetzt auch Offizielle wie die Kirchentagspräsidentin | |
Christina Aus der Au und der Regierende Bürgermeister Michael Müller am | |
Dienstag im Roten Rathaus die Werbetrommel für die Privatquartier-Kampagne. | |
Unter dem Motto „Ham’ Se noch wat frei?“ werden rund 15.000 kostenlose | |
Schlafplätze in Privathaushalten gesucht, egal ob Sofa oder Doppelstockbett | |
– Couchsurfing für Fromme. | |
Nicht nur Aus der Au hofft, dass „Bewegungen, Beziehungen entstehen, | |
vielleicht auch für Menschen, die mit der Kirche gar nichts am Hut haben“. | |
Auch Müller blickt positiv in die Zukunft: „Die Berlinerinnen und Berliner | |
werden ihre Herzen und Türen öffnen.“ | |
Insgesamt erwarten die Veranstalter bis zu 140.000 | |
Kirchentag-Besucher*innen. Hauptsächlich die Älteren von ihnen, etwa | |
15.000, sollen dank der „Ham’ Se noch wat frei?“-Kampagne in einem | |
Privathaushalt unterkommen. Doch was macht der Rest? Geschätzt werden | |
45.000 ihre Unterkunft selbstständig organisieren, 20.000 in Hotels oder | |
auf Campingplätzen übernachten – und 60.000 ganz unromantisch in Schulen. | |
11 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Lisbeth Schröder | |
Antje Lang-Lendorff | |
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