# taz.de -- „Qualität und eine klimaneutrale Stadt verursachen Kosten“ | |
> Kommune Freiburgs Bau-Bürgermeister Martin Haag über | |
> Konzeptausschreibungen und die Frage, wieso kommunaler Wohnungsbau so | |
> teuer ist | |
taz: Herr Haag, wie angespannt ist die Lage auf dem Freiburger | |
Wohnungsmarkt? | |
Martin Haag: Im Moment ist der Mietmarkt auch in Freiburg extrem | |
angespannt. Nicht nur Menschen mit Sozialhilfebezug finden kaum noch | |
bezahlbare Wohnungen. Auch eine Polizistin oder ein Krankenpfleger, die ihr | |
Geld selbst verdienen, haben große Schwierigkeiten. Allerdings, wenn man | |
genügend Geld hat, findet man schon eine Wohnung. | |
Und was tut die Stadt Freiburg dagegen? | |
Im Neubaugebiet Gutleutmatten hatten wir das Glück, dass das | |
Grundstücksareal der Stadt gehört. Deshalb konnten wir dort eine | |
Konzeptausschreibung für rund 30 Mehrfamilienhäuser machen. Wer der | |
Kommune nach sozialverträglichen Kriterien am meisten geboten hat, bekam | |
den Zuschlag. Solche Zusagen kann das Mietshäuser Syndikat leichter machen, | |
aber auch Genossenschaften, Baugruppen, die kommunale Stadtbau und | |
Bauträger kamen somit zum Zuge. So entsteht ein durchmischtes Quartier. | |
Das Mietshäuser Syndikat sagt, es baue deutlich billiger als die kommunale | |
Stadtbau GmbH. Stimmt das? | |
Unsere Stadtbau kommt auf einen ähnlichen, vielleicht geringfügig höheren | |
Betrag. Wenn man Qualität bauen und eine klimaneutrale Stadt will, dann | |
verursacht dies Kosten. Und das Syndikat baut für eine andere Klientel, die | |
eine ganz andere Identifikation mit dem Gebäude hat. Eine städtische | |
Wohnungsgesellschaft muss aufgrund des Mieterwechsels schon robust bauen. | |
Im Anfang der 90er Jahre gebauten Freiburger Viertel Rieselfeld gab es zu | |
Beginn bis zu 50 Prozent Sozialwohnungen, heute sind es nur noch 5 Prozent, | |
warum? | |
Inzwischen sind dort viele der Bindungsfristen ausgelaufen, dann konnten | |
die Eigentümer lukrativ verkaufen. Sicherlich sind so die öffentlichen | |
Förderungen verpufft. Aber man muss auch sehen: Anfang der 90er Jahre | |
dachten alle, es gibt nur noch für 10 bis 15 Jahre ein Wohnungsproblem, | |
dann wird es aufgrund des demografischen Faktors ein Überangebot an | |
Wohnungen geben. Doch die Gesellschaft entwickelte sich anders. Nicht ohne | |
Grund wurden in Freiburg nicht nur das MHS, sondern auch die Baugruppen | |
„erfunden“, als Anfang der 90er Jahre im Viertel Vauban kein Privater | |
Mehrgeschosswohnungen bauen wollte. Dass dort heute nur noch der | |
alternative Mittelstand wohnt, ist der oben beschriebenen | |
gesellschaftlichen Entwicklung geschuldet, nicht dem damaligen Konzept. | |
Hinterher ist man immer schlauer. | |
Interview Christoph Villinger | |
20 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Christoph Villinger | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |