# taz.de -- Den Erfolg ankurbeln | |
> Veranstaltung Der erste Branchentreff der Berliner Literaturszene öffnet | |
> die Türen für alle | |
In Carl Spitzwegs berühmtem Gemälde vom armen Poeten liegt ein in geflickte | |
Kleidung gehüllter Mann einsam in seiner ärmlich eingerichteten, | |
unbeheizten Junggesellen-Dachkammer auf einer dünnen Matratze und kaut beim | |
Nachdenken müßig auf seiner Schreibfeder herum. So drastisch die | |
Lebensumstände von Schriftstellern 1839 aussahen, sind sie heute noch immer | |
prekär, und die Probleme des Kollegen aus dem 19. Jahrhundert bleiben | |
aktuell. | |
Zu diskutieren, wie man „von und mit Literatur lebt“, so das Motto, gilt es | |
am kommenden Wochenende. Das Projekt sei ein „Testballon“, das erste seiner | |
Art und bereits für die nächsten zwei Jahre vorfinanziert, wie Moritz | |
Malsch, Leiter des Treffs, verrät. Freiberuflich tätige | |
SchriftstellerInnen, ÜbersetzerInnen, LektorInnen, aber auch Agenten und | |
Verlage, kurz alle im Feld Beteiligten sind eingeladen, teilzunehmen. | |
Das Wochenende soll in erster Linie der Verständigung dienen. Das Konzept | |
ist vielseitig aufgestellt: Neben einem morgendlichen Networking-Café, das | |
zur Kommunikation der Teilnehmenden anregen soll, stehen auch mehrere | |
Workshops und Einzelberatungen auf dem Programm. In ihnen wird | |
thematisiert, wie man Fördermittel akquiriert, mit Verlagen über Preise | |
verhandelt, welche Versicherungen wichtig sind oder was zum Selbstverlegen | |
gehört. | |
Kein Frontalprogramm, lautet die Devise. „Der Gedanke ist nicht: Hier sitzt | |
ein unantastbarer Experte, der Fachchinesisch spricht, sondern: von der | |
freien Szene für die freie Szene“, betont Moritz Malsch. Die | |
Workshopleitenden sind selbst FreiberuflerInnen und wollen ihre | |
Veranstaltungen praktisch gestalten. Zum Rahmenprogramm gehören | |
Einzelberatungen, Diskussionsrunden, Lesungen und Live Jazz. | |
Die Veranstaltung wolle, wie Malsch erklärt, das Behaupten in einer Branche | |
fördern, die in ihrer Arbeitsweise nicht per se auf große Kooperationen | |
ausgelegt sei. Der Austausch der Teilnehmenden solle befördert werden und | |
so helfen, das Bild des vereinsamten, armen Poeten umzukrempeln und auf | |
neue Perspektiven zu stoßen. | |
Potenzial, den Horizont zu erweitern, birgt der Umstand, dass sich die | |
Arbeit vieler nicht auf eine Tätigkeit beschränkt. „Literaturschaffende | |
müssen oft verschiedene Bereiche im Feld abdecken“, so Malsch. Die | |
Veranstalter haben ebenfalls Repräsentanten von Verlagen oder Agenturen | |
eingeladen – nun bleibt abzuwarten, in welcher Zahl sie erscheinen. Doch | |
wer Visitenkarten dieser Herkunft sammelt, um das fertige Manuskript | |
abzuschicken, ist hier ohnehin nicht ganz an der richtigen Adresse. | |
Vielmehr bietet die Veranstaltung Gelegenheit zum Austausch, zur | |
Vernetzung, zum Abbau von Vorurteilen und Lernen. Inwiefern dies nun | |
schließlich dabei hilft, die Miete zu zahlen, wird sich zeigen. | |
Katharina Schantz | |
Der Branchentreff findet vom 2. bis 4. 12. statt und wird vom Literaturhaus | |
„Lettrétage“ in Kreuzberg veranstaltet. Die Teilnahme ist kostenlos. | |
Programm und Anmeldung: literaturszene.berlin/branchentreff-2016 | |
30 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schantz | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |