# taz.de -- IS will Mord begangen haben | |
> Verbrechen Zwei Wochen nach der rätselhaften Tötung eines 16-Jährigen und | |
> dem Angriff auf dessen Begleiterin reklamiert der „Islamische Staat“ die | |
> Tat für sich. Generalbundesanwalt überprüft die Mitteilung | |
Bild: Ein Tag nach dem Mord in Hamburg: Polizeitaucher suchen in der Alster nac… | |
Aus Hamburg Peter Müller | |
Die Terrormilizen des „Islamischen Staats“ (IS) haben einen Mord an einer | |
16-Jährigen in Hamburg für sich reklamiert. „Ein Soldat des ‚Islamischen | |
Staats‘ hat am 16. dieses Monats zwei Individuen in Hamburg erstochen“, | |
schreibt die sogenannte Nachrichtenagentur des „Islamischen Staats“, | |
„Amak“. „Er hat mit der Operation auf den Aufruf des IS reagiert, die | |
Bürger von Koalitionsstaaten ins Visier zu nehmen“, heißt es weiter. | |
Gemeint ist die Allianz gegen den IS. Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe | |
prüft, ob die für Terrorismusbekämpfung zuständige Behörde die Ermittlungen | |
an sich zieht. „Wir nehmen die Mitteilung zur Kenntnis und müssen den | |
Inhalt genau auf seine Verlässlichkeit hin prüfen“, sagte ein Sprecher am | |
Sonntag. | |
Die Hamburger Polizei warnte vor Spekulationen, trommelte aber am | |
Sonntagnachmittag eine Lagerunde von Innenbehörde, Verfassungsschutz und | |
des Landeskriminalamtes (LKA) zusammen, um mit dem Staatsschutz des | |
Landeskriminalamtes die Authentizität der Nachricht zu überprüfen. | |
Üblicherweise reklamiert der „Islamische Staat“ über die Kanäle von „A… | |
Anschläge für sich. „Wir gehen dem Hinweis auf eine vermeintlich | |
IS-motivierte Tat nach, wobei die Bekennung nach wie vor eine Reihe von | |
Fragen aufwirft“, sagte ein Hamburgs Polizeisprecher. Die Mordkommission | |
des Landeskriminalamts werde weiterhin in alle Richtungen ermitteln. | |
Bislang tappten die Ermittler über das Motiv und die Hintergründe der Tat | |
völlig im Dunkeln. | |
Am Abend des 16. Oktober war der 16-jährige Schüler, der zusammen mit einem | |
15-jährigen Mädchen auf den Treppen unter der Hamburger Kennedybrücke an | |
der Alster saß, von einem Unbekannten durch mehrere Messerstiche | |
niedergestochen worden. Das Mädchen warf der Mann in die Alster, bevor der | |
auf ein Alter von 23 bis 25 Jahren geschätzte Täter flüchtete. | |
Der Schüler blieb lebensgefährlich verletzt auf den Stufen liegen, das | |
Mädchen konnte sich selbst ans Ufer retten. Rettungssanitäter der | |
Feuerwehr, die von Augenzeugen alarmiert worden waren, versuchten den | |
16-Jährigen am Leben zu halten, er starb jedoch wenig später in einem nahe | |
gelegenen Krankenhaus. | |
Erst vor wenigen Tagen hatten Profiler und Spezialisten für operative | |
Fallanalyse die Tat zu rekonstruieren versucht und das Tatgeschehen | |
nachgestellt. Die Suche nach der Tatwaffe durch Polizeitaucher blieb | |
erfolglos und die Spurensuche entlang den Alsterufer-Wanderwegen ohne | |
Ergebnis. Bislang sah alles danach aus, als ob das Pärchen völlig grundlos | |
von dem Täter attackiert worden sei. | |
Die Polizei stützt sich vor allem auf die Aussage des Mädchens. Es gebe | |
keinen Grund, an ihrer Schilderung zu zweifeln, sagte eine Sprecherin kurz | |
nach der Tat. Das 16-jährige Opfer sei nicht vorbestraft gewesen. | |
Das IS-Bekenntnis ist kein Beweis, dass es tatsächlich eine Verbindung | |
zwischen dem Mörder und der Terrormiliz gibt. Auffällig ist, das von zwei | |
niedergestochenen Opfern die Rede ist. Tatsächlich ist nur der 16-jährige | |
Schüler mit dem Messer attackiert worden, seine Begleiterin aber nicht. Und | |
für gewöhnlich äußert sich der IS innerhalb von 48 Stunden nach | |
vergleichbaren Taten und nicht erst nach 14 Tagen später. | |
31 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Peter Müller | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |