# taz.de -- Portrait: Der Schmarrn-Redner | |
Bild: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer | |
Es gehört zu den Grundrechten eines jeden Menschen, von Zeit zu Zeit einen | |
rechten Schmarrn daherzureden. Dass dieses Recht von Generalsekretären qua | |
Amt überstrapaziert wird, liegt auf der Hand. Aber: Es gibt auch für sie | |
eine Obergrenze für Schmarrn – vor allem, wenn es sich um gefährlichen | |
Populismus handelt. Das dürfte auch Kardinal Reinhard Marx gemeint haben, | |
als er von „klaren roten Linien“ in der Flüchtlingsdebatte sprach. | |
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer versteht sich ganz im Sinne seines | |
Vorgängers Franz Josef Strauß als „Mitglied des Vereins für deutliche | |
Aussprache“. Bonmots von Strauß’scher Güte zu prägen, vermochte er freil… | |
nicht. Immerhin darf er als Vater einer interessanten Forderung gelten: | |
„Lampedusa darf kein Vorort von Kiefersfelden werden.“ | |
Scheuer ist bald 42, Passauer, katholisch, verheiratet, Vater einer kleinen | |
Tochter und ehemaliger Mitarbeiter von Edmund Stoiber. Als solcher kam er | |
2002 erstmals in den Bundestag, 2009 wurde er Staatssekretär, 2013 | |
Generalsekretär und dieses Jahr auch noch Chef der Niederbayern-CSU. | |
Zwischendurch promovierte Scheuer über die „politische Kommunikation der | |
CSU im System Bayerns“. In Prag. Es war ein sogenanntes kleines Doktorat, | |
eine tschechische Besonderheit. Scheuer führte dennoch den Doktortitel ganz | |
ungeniert – was ihm reichlich Ärger und Häme einbrachte. | |
Spätestens mit seinen jüngsten Äußerungen dürfte Scheuer die „rote Linie… | |
nicht nur in den Augen hartgesottener CSU-Gegner überschritten haben. | |
„Entschuldigen Sie die Sprache: Das Schlimmste ist ein fußballspielender, | |
ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist“, sagte der | |
CSU-Generalsekretär in der vergangenen Woche. „Weil den wirst du nie wieder | |
abschieben.“ | |
Ein verbaler Ausrutscher? Nein. Scheuer sprach hinterher selbst von einer | |
„bewussten Zuspitzung“. Die Empörung reicht von der Kirche bis zum Fußbal… | |
Wenn es nach SPD und Grünen geht, muss Seehofer seinen General in die Wüste | |
schicken. Das jedoch lehnt der CSU-Chef ab. Vergessen die Zeiten, als er | |
selbst Scheuer mal als „Lausbub“ bezeichnet hat, der erst mal ein Praktikum | |
in der Politik machen müsse. Dominik Baur | |
22 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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