# taz.de -- Lürssen beliefert Saudi-Arabien | |
> RÜSTUNG 48 Patrouillenboote aus Bremen für das autoritäre Regime | |
Der Bundessicherheitsrat hat die Ausfuhr von 48 Patrouillenbooten des | |
Bremer Schiffsbauers Lürssen genehmigt. Laut Medienberichten informierte | |
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) den Bundestag darüber in einem | |
Brief, der „Spiegel online“ und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. | |
Vorerst wird nur eines der 48 Boote an das Königreich ausgeliefert, | |
berichtet die „Deutsche Welle“. | |
Die Bremer Bürgerschaftsabgeordnete Sofia Leonidakis (Linkspartei) | |
kritisiert den Deal scharf: „Saudi-Arabien führt aktuell einen | |
völkerrechtswidrigen Krieg gegen Schiiten im Jemen, die saudische Armee | |
bombardiert Städte und tötet hauptsächlich Zivilisten.“ | |
Die Auslieferung von deutschen Kriegsschiffen an Saudi-Arabien bezeichnet | |
Leonidakis als „inakzeptabel und in der Konsequenz menschenverachtend“. Den | |
militärischen Einsatz der von Gabriel als „defensiv“ eingestuften Boote | |
hält die Bürgerschaftsabgeordnete angesichts der derzeitigen saudischen | |
Seeblockade im Jemen für sehr wahrscheinlich. | |
Der Lürssen-Werft zufolge handele es sich bei den Patrouillenbooten nur um | |
„Wachboote für die saudi-arabische Küstenwache“, wie Werft-Sprecher Oliver | |
Grün der taz mitteilte. Jürgen Grässlin vom Rüstungsinformationsbüro sagte | |
der taz jedoch, das Patrouillenboot sei „de facto ein Kriegsschiff“: In der | |
Regel verfüge es über leichte Bewaffnung. Otfried Nassauer vom Berlin | |
Information Center for Transatlantic Security vermutet, dass es sich dabei | |
um 20-mm-Geschütze handelt. Diese Waffen dienten offiziell dem | |
„Selbstschutz“, sagte Nassauer. Die Lürssen-Werft machte dazu keine | |
Angaben. | |
Ob es sich wirklich um 48 Patrouillenboote handelt, ist Nassauer zufolge | |
fraglich: Die ursprünglichen Verträge der Bundesregierung mit Saudi-Arabien | |
hätten die Herstellung und Auslieferung von insgesamt 146 Booten umfasst. | |
Davon seien 33 als Patrouillenboote geplant gewesen. | |
Außerdem sei es nicht unwahrscheinlich, dass Deutschland Saudi-Arabien | |
bereits mit Militärschiffen beliefert habe, so Nassauer. Bereits im Juni | |
des vergangenen Jahres wäre eine einjährige Ausfuhrgenehmigung erteilt | |
worden. | |
Im Januar gab Wirtschaftsminister Gabriel an, angesichts der Hinrichtungen | |
in Saudi-Arabien die Exporte der Patrouillenboote überprüfen zu wollen. | |
Laut Medienberichten wurde er jedoch möglicherweise im Bundessicherheitsrat | |
überstimmt. Grässlin reicht das nicht: Gabriel habe im Sicherheitsrat ein | |
nicht aushebelbares Veto-Recht. PRZ | |
8 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Eva Przybyla | |
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