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# taz.de -- „Für die Demokratie nicht unbedingt förderlich“
> Wissenschaftsfreiheit Googles Einfluss auf Hochschulen gefährdet die
> freie Forschung und Lehre, sagt der Grüne Dieter Janecek
taz: Herr Janecek, Google bietet derzeit Uni-Workshops zu digitalem
Marketing an, bei denen unter anderem Google-Dienste wie Analytics oder
Adwords im Mittelpunkt stehen. Sinnvolles Weiterbildungsangebot oder
ärgerliche Werbeveranstaltung?
Dieter Janecek: Ich beobachte es mit Sorge, dass Google seine
Lobbyaktivitäten in vielen Bereichen ausweitet. Es ist nicht das einzige
Unternehmen, das das versucht, aber Google hat eine große Marktmacht,
gerade was Analytics angeht. Und im Journalismus versucht man mit Angeboten
an die Verlage den eigenen Einfluss auszuweiten. Das ist für mich eine Form
von Lobbyismus, die für die Demokratie nicht unbedingt förderlich ist.
Die Hochschulen argumentieren, dass sie nur den beruflichen Anforderungen
an die AbsolventInnen Rechnung tragen. Was entgegnen Sie dem?
Jeder ist frei, die Tools zu nutzen, die im Internet zur Verfügung stehen.
Da gibt es auch auf OpenData-Basis eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Die
sollte man auch lehren an den Hochschulen. Aber wenn es ans Kommerzielle
geht und große Konzerne, in dem Fall Google, ihre Monopolstellung in
Bereichen noch zu verbreitern suchen, ist das nicht gut. Das schadet dem
Wettbewerb und die Frage ist ja auch, ob das eine gute Kombination ist –
Freie Lehre und diese Marktmacht. Das würde ich doch sehr infrage stellen.
Wäre es auch eine Lösung, solche Veranstaltungen wie die von Google
zuzulassen, sie dann aber zu kommentieren?
Sicher kann man Dialoge führen, auch mit Google. Aber dann müssen auch die
kritischen Themen wie die Marktmachtsvorwürfe oder die Frage dieses eigenen
Internetinstituts Alexander Humboldt angesprochen werden dürfen.
Hochschulen sind zunehmend auf Drittmittel angewiesen, Engagements wie das
von Google an der Berliner Humboldt-Universität sehr willkommen. Wie lässt
sich das Dilemma lösen?
Das ist natürlich das Problem für viele Hochschulen, dass sie sich unter
wirtschaftlichen Druck gesetzt sehen. Aber das kann nicht dazu führen, dass
Unternehmen ihre Interessen dort verwirklichen können. Das ist das
Gegenteil von dem, was Freie Lehre sein soll. Sie soll den freien Geist
fördern und eben nicht einführen in geschlossene Systeme, wie sie Google
zum Beispiel anbietet. Die Lösung kann nur sein, dass man die Hochschulen
entsprechend ausstattet und ihnen die Möglichkeiten gibt, diese Freie Lehre
selbst zu gewährleisten. Für Drittmittelforschungsprojekte brauchen wir
klare Transparenzkriterien.
Wie kann die Politik Googles Marktmacht beschneiden?
Was den Bereich der Suchmaschinen angeht, da ist Deutschland in einer
Sonderstellung. Wir haben einen sehr hohen Anteil von Google-Nutzern. Der
ist in den USA zum Beispiel weitaus geringer als bei uns. Es gab in
Deutschland Versuche einer eigenen Suchmaschine, aber die waren nicht
besonders vielversprechend, zumal eben die Suchmaschine von Google einfach
auch attraktiv ist. Das muss man zur Kenntnis nehmen. Deswegen kann ich dem
nicht kartellrechtlich begegnen. Aber man muss beobachten, in welchen
anderen Bereichen außerhalb der Suchmaschinen Google versucht, Marktmacht
zu gewinnen.
Wo denn überall?
Zum Beispiel beim mobilen Betriebssystem Android oder eben wohl auch über
die Aktivitäten an den Hochschulen.
Interview Ronny Müller
8 Jun 2016
## AUTOREN
Ronny Müller
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