# taz.de -- Brillenkollektion von Jérôme Boateng: Ganz der Brave | |
> Der Fußballer hat seine Brillenkollektion vorgestellt. „JB Berlin“, „JB | |
> Hamburg“ und „JB Manchester“ heißen die Modelle. Sympathischer geht es | |
> kaum. | |
Bild: Horngestell und akurate Tattoos: Jérôme Boateng | |
BERLIN taz | Jérôme Boateng ist ein feiner Kerl. Er spricht dieses etwas | |
niedlich klingende Weddinger Ghetto-Berlinerisch mit sehr vielen | |
Sch-Lauten, er blickt immer recht freundlich aus der ausgesuchten Wäsche, | |
er ist trotz seines Vereins ein Sympathieträger und wie nebenbei | |
tatsächlich einer der besten Innenverteidiger der Welt. Seine Oberarme | |
strotzen vor akuraten Tattoos, am Leib trägt er an diesem schönen Maiabend | |
in Berlin ein aufdruckloses graues Shirt und auf der Nase seine Brille | |
Modell „JB Hamburg“. Sympathischer geht es kaum. | |
Geladen hat die Brillen-Netzfirma Edel-Optics, bei der „der Dschärom“ jetzt | |
also seine erste eigene Brillenkollektion vorstellen durfte. Ja, richtig, | |
Spitzenfußball und Brille, nicht nur dank Jürgen Klopp ist das kein | |
Widerspruch mehr. Denn das ist mitnichten einfach nur ausgedacht: Boateng | |
fiel, wie vorher vielleicht nur der Stürmer Cacau, abseits des Platzes | |
durch seine Brillen auf. In seinem Fall macht ihn das noch einmal eine Spur | |
weicher, sensibler. Dass JB auf Style Wert legt und tatsächlich ein | |
gutaussehender junger Mann ist, fällt in diesem Rahmen nur noch mehr auf. | |
Im Fernsehen, komischer Effekt eigentlich, wirkt er irgendwie | |
furchteinflößender. | |
Und so ist es auch eine überraschend unpeinliche Veranstaltung, diese | |
Pressekonferenz in Berlin-Tiergarten, in Sichtweite des Potsdamer Platzes. | |
Es haben sich erstaunlich viele Fotojournalisten und Fernsehkameras | |
eingefunden, hier im oberen Stockwerk, der „Panorama Lounge 40 Seconds“ (so | |
lange braucht der Aufzug bis hier oben hin) im achten Stock eines | |
Eckgebäudes an der „Potse“, der nach Schöneberg führenden Potsdamer Stra… | |
Und der Frauenanteil, anders als sonst bei Sport-Pressekonferenzen, ist | |
auch recht hoch. Damit sind nicht nur Modejournalistinnen gemeint. | |
Jérôme Boateng passt gut in dieses Umfeld. Kann daran liegen, dass er | |
äußerlich immer der Brave geblieben ist. Er ist 27 und attraktiv, hat zwei | |
Kinder (Zwillingstöchter) und eine lebhafte On-off-Beziehung mit der Mutter | |
seiner Kinder, Sherin Senler. Seiner Mutter postet er zum Muttertag ein | |
Bild aus Kindertagen. Überhaupt seine Mutter: Die entdeckte eines Tages, so | |
Boateng gut gelaunt, dass er seine Brille immer im Briefkasten versteckt | |
hatte, weil er sich nicht traute, sie in der Schule anzuhaben. Brille trägt | |
er, seit er sieben ist. Kurzsichtig ist er, einmal im Jahr geht es zum | |
Augenarzt, seine Dioptrienwerte liegen bei 2,75. Auf dem Platz trägt er | |
Kontaktlinsen. | |
## Voll fesch | |
Der kleine Mann, ebenfalls Brille, der da vorne auf der Pressekonferenz | |
neben ihm sitzt, benutzt denn auch gern Worte wie „Modeaccessoire“ und | |
„Lifestyle-Produkt“, wenn es um die Brille geht. Die Brille als Statement. | |
Seinem prominenten Schützling attestiert er „Fashionkompetenz“. Er selbst | |
trägt den schön unscheinbaren Namen Dennis Martens und vertritt das | |
Unternehmen, das angeblich keinen „Ghost Designer“ engagiert hat, um | |
Boateng beim Austüfteln seiner Modelle zu helfen. Hat der „Dschärom“ | |
angeblich alles selber gemacht. Woher diese Fertigkeiten? Danach fragt | |
leider keiner. | |
Fesch sind die Modelle natürlich. Die einzelnen Modelle, die es jeweils als | |
Tages- und als Sonnenbrille gibt, sind nach seinen bisherigen | |
Karrierestationen benannt. Also gibt es eine, die „JB Berlin“ heißt und | |
eine namens „JB Manchester“ und eine, die auf den Namen „JB New York“ h… | |
Womit nebenbei klar wird, wohin Boateng dereinst wechseln wird... Angeblich | |
liegt das aber nur daran, dass er mit Jay-Z (na klar) und dessen Firma | |
befreundet ist und einen sehr, sehr guten Sommer in seiner neuen | |
Lieblingsstadt verbracht hat. Na, und irgendwie muss man die Brillen ja | |
nennen. Der Slogan zur Kollektion lautet übrigens „Defend your style“. | |
Kinderbrillen gibt es auch. Warum das Ganze doch einigermaßen brav geraten | |
sei?, fragt jemand von der Lokalzeitung. Boateng sagt, er habe sich in den | |
Städten umgeschaut, was da so getragen wird, und es sollte etwas für alle | |
sein. Zu Brillenformaten fallen ihm aber auch nur die Zuschreibungen | |
„rund“, „eckig“ und „abgefahren“ ein. | |
Was noch? Um Fußball geht es nicht an diesem Abend. Der Hummels-Wechsel, | |
das Ende von Guardiola, das bevorstehende Pokalfinale, die EM: nicht ein | |
Satz dazu. Gut so, diesmal soll es nur um ihn und die Brille gehen. Sieht | |
ja auch ganz gut aus. | |
12 May 2016 | |
## AUTOREN | |
René Hamann | |
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