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# taz.de -- Der große Tüten-Typen-Test
> Verpackung Tüte ist nicht gleich Tüte: Welche Tragetasche die Umwelt
> besonders versaut und mit welchem Typ Sie sauber bleiben
BERLIN taz | Nach dem Einkaufen kommt das Tragen. Dabei helfen Tüten: Sie
sind praktisch, doch nicht immer umweltfreundlich. Eine Übersicht der
Tüten-Typen inklusive Öko-Bilanz.
## Die normale Plastiktüte
Lange war sie die Nummer eins unter den Tüten; die allermeisten in
Deutschland gebräuchlichen sind von diesem Typ. Doch ihre Beliebtheitswerte
sinken. Daran ist vor allem die miserable Öko-Bilanz schuld: Die Tüten aus
dem Kunststoff Polyethen werden aus Rohöl hergestellt. Neben dem Verbrauch
fossiler Rohstoffe belastet die Entsorgung der Plastikfetzen die Umwelt –
bis zu 450 Jahren kann es dauern, bis der Kunststoff in der Natur
rückstandslos abgebaut wird. Ein bisschen viel, nur um damit ein- oder
zweimal die Einkäufe vom Supermarkt nach Hause zu tragen.
## Die Bio-Plastiktüte
Die Bio-Variante gilt als die umweltfreundliche Schwester der normalen
Plastiktüte. Bio kann dabei sowohl bedeuten, dass die Tüte aus biobasierten
Kunststoffen hergestellt wurde, als auch, dass sie kompostierbar ist. Für
eine bessere Öko-Bilanz der Tüten gibt es laut einer Studie des
Umweltbundesamts aus dem Jahr 2009 allerdings keine wissenschaftlichen
Beweise. Zwar verbrauchen die Biokunststoffe auf den ersten Blick weniger
klimaschädliches Kohlendioxid. Für den Anbau von Mais oder Zuckerrohr wird
aber ebenfalls Erdöl benötigt, zum Beispiel für Diesel und Düngemittel.
Auch bei der Entsorgung gibt es Probleme: Die Kompostierung der Tüten
dauert für die herkömmlichen Kompostieranlagen deutlich zu lange und die
Tüte wird daher genauso wie die PE-Tüte aussortiert und meistens
verbrannt.
## Die Papiertüte
Auch Papiertüten sind nicht grundsätzlich umweltfreundlicher als
Kunststoffbeutel. Zwar sind sie aus nachwachsendem Rohstoffen hergestellt
und verrotten dadurch sehr viel schneller. Papiertüten bestehen aber aus
besonders langen Zellstofffasern, die mit Chemikalien behandelt werden
müssen. Außerdem sind die Tütenwände dicker, die Tüten sind schwerer und
verbrauchen so insgesamt mehr Emissionen beim Transport. Erst wenn die
Tüten mindestens drei- bis viermal verwendet werden, schneiden sie mit
einer besseren Öko-Bilanz ab. Nach dreimaligem Einsatz ist die Papiertüte
aber oft schon am Ende ihrer Kräfte – das Material ist eben nicht
wasserabweisend und auch nicht so reißfest wie Plastik.
## Die recycelte Plastiktüte
Durch den Recyclinganteil von mindestens 70 Prozent reduzieren sich die
Kohlendioxid-Emissionen um 45 Prozent. Das macht die recycelte Plastiktüte
ökologischer als alle anderen Einwegtüten. Ihr Anteil an der
Tütenproduktion ist allerdings verschwindend gering: In Deutschland landen
die meisten Tüten nicht im gelben Sack und können daher auch nicht recycelt
werden. Die europäische Recyclingquote für Plastiktüten wird auf lediglich
6,6 Prozent geschätzt.
## Die Mehrwegtüte aus Stoff
Die ökologische Transportvariante ist aus Baumwolle oder Jute. Letztere
haben es in Studentenkreisen schon zum Hipster-Accessoire gebracht.
Mehrwegbeutel aus Stoff müssen nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe
allerdings mindestens 25-mal wiederverwendet werden, um tatsächlich
umweltfreundlicher als Plastiktüten zu sein. Grund: Die Produktion von
Baumwolle belastet die Böden und verbraucht sehr viel Wasser und Energie.
## Mehrwegtüte aus Plastik
Überraschender Gewinner im ökologischen Tüten-Rennen sind Mehrwegtaschen
aus Kunststoff, wie man sie etwa vom Einkauf bei einem nicht unbekannten
schwedischen Möbelverkäufer kennt. Diese Tüten haben schon nach nur
dreimaligem Wiederverwenden eine deutlich besser Öko-Bilanz als
Plastiktüten, da sie größtenteils aus recycelten Kunststoff wie zum
Beispiel PET-Flaschen hergestellt werden. Eine handliche Variante sind
Mehrwegtaschen aus Polyester, die ohne Inhalt nur ganze 31 Gramm wiegen –
beinahe weniger als die Einweg-Plastiktüte. Es gibt sie also, die
ökologische und praktische Transportmöglichkeit. Lina Schwarz
27 Apr 2016
## AUTOREN
Lina Schwarz
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