Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Total verkorkste Rückrunde: Vor den Trümmern einer Saison
> Die Fußballer vom VfL Wolfsburg verlieren gegen die abstiegsbedrohten
> Augsburger 0:2 und treiben die Fans aus dem Stadion.
Bild: Nicht bloß ein Spiel verloren: Sinnbildlich für eine völlig missglück…
WOLFSBURG taz | Hier hallten Augsburger Jubelrufe durch den Kabinengang,
dort knallte der Wolfsburger Maximilian Arnold seine Schienbeinschützer und
ein getauschtes Trikot auf den Boden und knurrte, was man in so einer
Gefühlslage knurrt: „Bitter“ und so weiter. Was man als Möglichkeit hatte
einkalkulieren müssen, hatte sich bewahrheitet: Das 0:2 gegen den FC
Augsburg am vergangenen Samstag zeigte den Fußball-Bundesligisten VfL
Wolfsburg im totalen Leerlauf. Da ging nichts mehr – außer die
Anhängerschaft, die vorzeitig und in Scharen aus der VW-Arena flüchtete..
Die Stimmung in Wolfsburg ist ohnehin alles andere als gut. Da der
Volkswagen-Konzern einen Rekordverlust von 1,6 Milliarden Euro meldet, weit
höhere Milliardenzahlungen an betrogene Kunden anstehen und die Zukunft
sehr ungewiss ist, die eben noch nach Welteroberung auszusehen schien.
Letzteres gilt auch für die VW-Tochter VfL, die nach ihrem bisher besten
Jahr mit Vize-Meisterschaft und DFB-Pokalsieg nun mit einem richtig harten
Rückschlag umgehen muss. Man hat zwei große Heimsiege errungen in der
Champions-League gegen Manchester United und im Viertelfinalhinspiel gegen
Real Madrid. Aber wenn man die Saison als Ganzes sieht, haben Kader, Team
und Spielstil einen deutlichen Qualitätsverlust offenbart.
Auch die Club-Kultur ist nicht so fortgeschritten, wie VfL-Chef Klaus
Allofs und Trainer Dieter Hecking gehofft haben mögen, um eine solche
Saison zumindest ordentlich zu Ende zu bekommen. Wenn man nach 46 Sekunden
das 0:1 bekommt – sechster Rückrundentreffer des Augsburger Stoßstürmers
Alfred Finnbogason – ist das gar kein gutes Zeichen, aber man kann immer
noch reagieren. Der VfL tat das aber nicht, schob den Ball hin und her und
kontrollierte sich damit selbst – wie zu oft in dieser Saison. Der FC
Augsburg, der eigentlich nervös hätte sein müssen, da abstiegsbedroht,
konnte seinen laufintensiven Defensivstil relativ entspannt durchsetzen. Es
folgte ein „zweiter fataler Fehler“, wie Hecking sagte, diesmal von Luiz
Gustavo, der Altintop (57.) ein Tor ermöglichte. Das war’s.
Es sind weniger die drei Punkte, die dem VfL fehlen. Die Wolfsburger Chance
auf das Erreichen der Europa-League war eh minimal. Aber nun muss die
Rückrunde als völlig missglückt gelten, in der nur noch die mutmaßlichen
Absteiger Hannover und Frankfurt schlechter sind. So ein Spiel, mit dem man
auch noch das Stadion leer spielt, wirkt sich auf die Gesamtbetrachtung aus
und entsprechend wird man nun harscher mit einzelnen Akteuren umgehen.
Etwa mit dem im August mit Blick auf die Champions-League verpflichteten
WM-Teilnehmer Dante, dessen mangelnde Zweikampfstärke und Schusseligkeit
für einen Innenverteidiger einfach nicht ideal ist. Auch der vor der Saison
geholte Nationalspieler Max Kruse steht im Fokus, nicht wegen seines
Privatlebens, sondern weil er auf dem Platz nur noch fahrig wirkt und mit
dieser Fahrigkeit das 0:1 einleitete. Oder Andre Schürrle, diesmal
gesperrt, der womöglich einfach nicht besser spielen kann, als er in
Wolfsburg spielt.
So könnte man weiter kritteln und auch nochmal darauf hinweisen, dass der
70-Millionen-Euro-Verkauf von Kevin De Bruyne unter diversen Aspekten
sinnvoll war – aber der singuläre Tempodribbler eben nicht kompensiert
werden konnte, sodass Wolfsburg große Teile der Saison den Ball in den
eigenen Reihen laufen lassen konnte, aber eben nicht mehr. Der einzige
Kontersieg war das 2:0 gegen Real vor wenigen Wochen. Das Spiel gegen
Augsburg war ironischerweise eine Umkehrung des Real-Spiels.
Ob die Aufregung im und um den Club so groß ist, dass es zu einem größeren
Umbruch kommt? Zum einen gibt es Spieler, die weiter Champions-League
spielen wollen. Zum anderen hat Allofs gesagt, dass man sicher „nicht mit
diesem Team in die neue Saison gehen“ werde. Dennoch ist ein Total-Reset
bei Allofs nicht zu erwarten und wäre auch kein gutes Zeichen, schließlich
baut er seit vier Jahren auf und drei Jahre lang passte ein Stein zum
anderen.
Es sind in einem Fußballteam und im Verlauf einer Saison oft kleine Risse,
die dazu führen, dass das Ganze bricht. Man muss sie finden und dann
kitten. Aber das ist leicht gesagt.
24 Apr 2016
## AUTOREN
Peter Unfried
## TAGS
Fußball-Bundesliga
VfL Wolfsburg
Fußball
## ARTIKEL ZUM THEMA
Trainer-Entlassung beim VfL Wolfsburg: Hecking weg – und nun?
Der VfL Wolfsburg entlässt seinen Trainer Dieter Hecking. Aber wer soll ihm
folgen? Die üblichen Verdächtigen kommen nicht infrage.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.