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# taz.de -- Frankfurts neuer Trainer Nico Kovač: Mit aller Macht gewinnen
> Nico Kovač soll Eintracht Frankfurt retten. Der gebürtige Berliner lässt
> nicht mal seine Tochter beim Gesellschaftsspiel gewinnen.
Bild: Nico Kovač, 241-facher Bundesliga- und 83-facher Nationalspieler
Frankfurt taz | Der Blick fiel in der Frankfurter Arena nicht einmal auf
den sattgrünen Rasen, den künstliche Beleuchtung auch im Winter zum Wachsen
bringt. Vielleicht war Niko Kovač dafür auch viel zu konzentriert, als der
neue Trainer der Frankfurter Eintracht am Mittwoch in einer geräumigen
Stadionloge über das referierte, was die Zuschauer hier am Samstagabend im
Kellerduell gegen Hannover (Samstag, 18.30 Uhr) sehen sollen.
„Wenn die Mannschaft von der ersten Minute an kämpft, bekommt sie die
Unterstützung der Fans“, glaubt Kovač. „Es kann sich dann ein Flow
entwickeln. Wir wollen mit aller Macht gewinnen, egal wie.“ Der in Berlin
geborene und im Stadtteil Wedding sozialisierte Kroate weiß selbst, was bei
seinem Heimdebüt im Frankfurter Stadtwald auf dem Spiel steht: 36 Punkte,
hat er hochgerechnet, müssten bis Saisonende aufs Konto kommen – dazu sind
vier Siege notwendig. Weil aber das Restprogramm auch die unlösbaren
Aufgaben gegen den FC Bayern und Borussia Dortmund beinhaltet, muss die
Partie gegen das fast abgeschlagene Schlusslicht gewonnen werden. Oder
nicht? „Alle wissen, was auf dem Spiel steht. Der Druck kommt von alleine,
aber das ist kein Endspiel und kein Schicksalsspiel.“
Wer vermutet hatte, der ehemalige kroatische Nationaltrainer, der gemeinsam
mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Robert die heikle Rettungsmission für
den derzeit auf dem Relegationsrang geführten Traditionsverein übernommen
hat, spule nur die übliche Abstiegskampfrhetorik ab, der irrt. Eine
Medienrunde nutzte der 44-Jährige dafür, um ziemlich ausführlich seine
Vorstellungen zu erläutern.
Wenig überraschend: Der frühere Vorzeigekämpfer Kovač vermisst zuvorderst
bei seinem Team jene Mentalität, die ihn in seiner aktiven Zeit bei Hertha
BSC, Bayer Leverkusen, dem Hamburger SV und Bayern München zum geschätzten
Mannschaftsspielern machte.
## Er konnte nicht verlieren
Für diesen Spirit könne man keine Spritze verabreichen, den gebe es auch
nicht im Supermarkt zu kaufen. „Bei mir war es so, dass ich immer in den
Wettbewerb gehen wollte: Ich konnte kein Trainingsspiel verlieren, selbst
wenn es nur um zehn Mark ging. Das ist heute noch so: Ich lasse nicht mal
meine Tochter beim Gesellschaftsspiel gewinnen. Sie ist zwar beim ‚Mensch
ärgere dich nicht‘ besser, aber ich lasse sie nie freiwillig gewinnen.
Meiner Frau ist das egal – mir nicht.“
Ihn hat diesbezüglich nicht nur die Episode mit dem Weltpokalsieg 2001 beim
FC Bayern weitergebracht (“Wer dorthin kommt, merkt schnell, wie die Uhr
dort schlägt, und dann adaptiert man das schnell.“), sondern zuerst die
Zeit bei Bayer Leverkusen Ende der neunziger Jahre, als der Motivationsguru
Christoph Daum ein prominentes Starensemble anleitete.
Speziell der nimmermüde Torjäger Ulf Kirsten hatte es Kovač bei Bayer
angetan. „Der Ulf hat einem im Training nichts geschenkt, vor allem kein
Tor. Er war dann aber der Stürmer, der im Spiel den Unterschied gemacht
hat.“
Ziemlich schnell hat der Fußballlehrer bei seiner Analyse in Frankfurt
festgestellt, dass einige dieser Tugenden unter seinem Vorgänger Armin Veh
verschüttet worden sind. Was Widerspenstigkeit und Wehrhaftigkeit angeht,
stünde die Eintracht sogar auf einem direkten Abstiegsplatz. Die Zahl der
Sprints und intensiven Läufe, nicht nur aus Kovač-Sicht die Basis fürs
schnelle Umschaltspiel, sind unterdurchschnittlich und sollen möglichst
schnell gesteigert werden. Aber: „Wir haben keine Zeit. Wir müssen einen
Crashkurs machen.“
## Die Jungs nicht overloaden
Der 241-fache Bundesliga- und 83-fache Nationalspieler weiß selbst nur
allzu gut, dass neue Besen auf der Trainerbank nur dann gut kehren, wenn
sie nicht alles Althergebrachte wegfegen. „Wir dürfen die Jungs auch nicht
overloaden. Wenn man zu viel reinbringt, läuft der Kochtopf über.“ Für die
Länderspielpause plant der Coach nun ein Trainingslager und bittet
inständig den einen oder anderen Nationalspieler, doch bitte die Berufung
diesmal abzusagen.
Ob’s hilft? Öffentlich gemacht hat Kovač auch, wen er in der Mainmetropole
eingedenk des auf unbestimmte Zeit verletzten Torjägers Alexander Meier zu
den Anführern küren möchte. Nämlich Raubein Carlos Zambrano – „auch wenn
der Grat bei ihm schmal ist“, Routinier Marco Russ und erstaunlicherweise
Akteure wie Haris Seferovic oder Änis Ben-Hatira. Was die beiden intern
eher problematisch betrachteten Profis befähigt? Kovač: „Haris hat auch die
Gene vom Balkan. Und Änis ist auch einer aus dem Wedding …“
19 Mar 2016
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
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Fußball
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