# taz.de -- German Open: Der letzte Aufschlag droht | |
> Das Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum soll dieses Jahr stattfinden – | |
> trotz unsicherer Finanzierung. Es könnte die letzte Auflage sein. | |
Bild: Ohne Titelsponsor: Das Turnier am Rothenbaum war dem Wettanbieter zu mitt… | |
HAMBURG taz | Immerhin, Ankündigungsplakate gibt es. An Bushaltestellen in | |
ganz Hamburg wurde gerade noch rechtzeitig zur finalen Einkaufszeit von | |
Weihnachtsgeschenken darauf hingewiesen, dass im Juli 2016 auf der | |
traditionsreichen Tennisanlage am Rothenbaum das bedeutendste deutsche | |
Tennisturnier stattfinden wird. Es soll also weitergehen mit dem | |
sportlichen Wettbewerb auf der roten Asche, trotz der großen finanziellen | |
Herausforderungen. | |
## Weltstars sind bisher nicht eingeplant | |
Weltstars wie Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic oder immerhin der | |
Spanier Fernando Verdasco schmückten in den vergangenen Jahren die | |
künstlerisch stilisierten Plakate, die zum Kauf von Eintrittskarten | |
animieren sollen. In diesem Jahr ist ein Local Hero das Gesicht der | |
Veranstaltung: Alexander Zverev. Denn im Gegensatz zu den Tennisstars gibt | |
es bei dem 18 Jahre alten Hamburger die Gewissheit, dass er im Juli dabei | |
sein wird. Die großen Namen hatten sich beim drittklassigen 500er-Turnier | |
in Hamburg zuletzt nur sehenlassen, wenn sie vorher bei anderen Wettkämpfen | |
früh ausgeschieden waren und plötzlich Zeit hatten. | |
In den Planungen fix ist sonst nur der ursprüngliche Name: „German Open“. | |
Mit einem gefühlsduseligen Anflug von Sozialromantik bei den Veranstaltern | |
um Turnierdirektor Michael Stich hat dies allerdings nichts zu tun. Die Not | |
bestimmt das Handeln. Es fehlt schlichtweg an einem Unternehmen, das viel | |
Geld in das Turnier investiert und dafür zum Titelsponsor und Namensgeber | |
ernannt wird. Sollte sich bis zum Juli ein Geldgeber finden, wird der Name | |
„German Open“ schnell wieder ins Kleingedruckte rutschen. | |
Abermals muss das 124 Jahre alte Turnier um eine Zukunft bangen, die über | |
den nächsten Sommer hinausgeht, auch wenn die Veranstalter dies als | |
Miesmacherei bezeichnen würden. Der Bruch mit dem österreichischen | |
Wettanbieter „Bet at Home“, der von 2010 an Titelsponsor war, deutete sich | |
Anfang August an. | |
## Sponsor verlängerte den Vertrag nicht | |
Claus Retschitzegger, Sprecher des Wettanbieters, kritisierte am Finaltag | |
das sportliche Niveau scharf: „Das Teilnehmerfeld in diesem Jahr war an der | |
Schmerzgrenze und erinnerte mehr an ein 250er-Turnier als eines der | |
500er-Kategorie.“ Im November folgte die Mitteilung, dass der Wettanbieter | |
den Vertrag nicht verlängert hat. | |
Die Hamburg sports & entertainment GmbH (HSE), die sich um die Organisation | |
kümmert, versuchte den Eindruck zu erwecken, als hätten sich beide Partner | |
auf ein Ende der Zusammenarbeit geeinigt. Das aber ist unrealistisch. Die | |
Veranstalter würden sich kaum ihres Titelsponsors entledigen, wenn auf der | |
wichtigsten Sponsorenposition kein Nachfolger bereitsteht. | |
HSE-Geschäftsführer Detlef Hammer war daran gelegen, nicht allzu besorgt zu | |
wirken: „Wir wissen zwar noch nicht, wie das Turnier zum Start am 9. Juli | |
heißen wird, haben mit mehr als 30 Partnern und Sponsoren aber eine sehr | |
gute Basis für die Zukunft.“ Er sei optimistisch, dass sich in den | |
kommenden Monaten noch Sponsoren finden ließen. Gelingt es nicht, einen | |
Titelsponsor zu finden, könnte im Juli die 110. Auflage des Turniers auch | |
die letzte sein. | |
10 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Christian Görtzen | |
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