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# taz.de -- Fußball-Bundesliga: Hannover wirft Ballast ab
> Mit einer Niederlage gegen die Bayern geht Hannover 96 in die
> Winterpause. Geschäftsführer Martin Bader will die Mannschaft
> umstrukturieren.
Bild: Da kann Leon Andreasen nur zugucken: Jorge Vidal und die Bayern machten H…
HANNOVER taz | In der Nachspielzeit hat er noch einmal aufbegehrt:
Ron-Robert Zieler, dieser fangsichere und eher introvertierte Torhüter, war
zu einem der ganz großen Fußballabenteuer aufgebrochen. Eckball für
Hannover 96: Zieler lief mit vor das Tor des Gegners – mitten in die Stars
des amtierenden Meisters. Es war einer Mischung aus Mut und Verzweiflung
zuzuschreiben, was der an diesem Tag sehr gute Zieler in den letzten
Sekunden der Partie gegen den FC Bayern München versucht hatte – gebracht
hat es nichts. Das Team von Hannover 96 wurde im Heimspiel gegen den
Tabellenführer zu einem Spielball degradiert. Da kann man schon einmal
mutig, verzweifelt und sauer zugleich werden.
Die Hannoveraner haben die Bundesliga-Hinrunde mit einem 0:1 (0:1) beendet.
Ein solch knappes Scheitern klingt im Duell mit dem Rekordmeister
respektabel, ist am Ende aber wieder einmal zu wenig. „Ich denke nicht,
dass das so reichen wird“, sagte Zieler ernüchtert. Je weiter sein Team in
der Tabelle absackt, desto kritischer fallen seine Aussagen aus.
Der Mann ist immerhin Nationalspieler und hat hohe Ziele. Mit seinem
selbsternannten Lieblingsverein sinkt er jedoch immer näher an den Abgrund
zur zweiten Liga. Während sich die Profis des FC Bayern gerade an der Frage
abarbeiten, warum ihr Trainer Pep Guardiola eigentlich den Verein verlassen
will, werden Zieler und seine Teamkollegen von deutlich existenzielleren
Problemen belastet.
14 Punkte aus 17 Saisonspielen sind eine erstklassige Bewerbung um den
Abstieg. Diese Bilanz gefährdet nicht nur den Arbeitsplatz von Cheftrainer
Michael Frontzeck, sondern den gesamten Verein.
Die Niederlage am Samstag war der Abschluss eines Fußballjahres, das für
das Team aus Hannover furchtbar zäh und sehr erfolglos verlaufen ist. „Kind
muss weg“ – diese Rufe aus der Nordkurve, wo in Hannover der harte Kern der
Fans steht, häufen sich wieder. Die Kritik an Präsident Martin Kind war
auch nach dieser Partie wieder zu hören, die durch einen von Thomas Müller
verwandelten Elfmeter in der 40. Minute entschieden worden ist.
„Das werden keine schönen Weihnachten“, befürchtete Hannovers eigentlich
sehr erfahrener Abwehrspieler Christian Schulz nach dem Abpfiff. Ihm war in
dieser Partie ein stümperhafter Fehler unterlaufen: Mit den Händen voran
hatte er eine Flanke unterbinden wollen und damit den folgenschweren
Elfmeter verursacht. Die Szene mit Slapstick-Charakter war für die 49.000
Zuschauern ein Symbol für den Zustand einer Mannschaft, der es an der
nötigen Qualität fehlt.
Nun wolle sich die Mannschaft besprechen, verstärken und verändern.
Irgendwie hört sich das, was 96-Boss Kind ankündigt, nach einer unlösbaren
Aufgabe an. Bisher hält er für die Rückrunde an Frontzeck fest. Doch der
muss trotzdem weiter um seinen Job bangen.
Denn nach der Heimniederlage gegen München sind die Entscheider des Vereins
wieder ein Stück von Frontzeck abgerückt. Ihnen ist nicht entgangen, dass
fast alle in den Abstiegskampf involvierten Mannschaften zuletzt deutliche
Sprünge nach vorne geschafft haben. Nur ein Team ist seiner Formschwäche
erschreckend treu geblieben – Hannover 96.
Geschäftsführer Martin Bader hofft, mit dem Japaner Hotaru Yamaguchi und
dem Norweger Iver Fossum in Kürze zwei neue Mittelfeldspieler verpflichten
zu können, die den Konkurrenzkampf erhöhen und mehr Wettbewerbsfähigkeit
bescheren.
„Wir sollten über jeden neuen Spieler, der uns weiterhilft, froh sein“,
findet Torhüter Zieler. Das ist freundlich formuliert und natürlich die
„Das Glas ist halbvoll“-Variante. Denn im Umkehrschluss bedeuten die
geplanten Verpflichtungen, dass sich Hannover 96 in diesem Winter von
mehreren Profis trennen möchte. Dazu dürfte in jedem Fall Stürmer Mevlüt
Erdinc zählen. Der hat bisher kein einziges Tor für Hannover geschossen.
Der Verein wirft Ballast über Bord, damit er nicht vollends untergeht. Dass
Präsident Kind laut formuliert, er mache sich große Sorgen um den von ihm
geführten Club, wird aller Erfahrung nach rund um Weihnachten für
turbulente Tage sorgen.
20 Dec 2015
## AUTOREN
Christian Otto
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