# taz.de -- heute in hamburg: "Keine Straße umbenannt" | |
> Performance-Kunst Hamburgs Kolonialgeschichte aus der Perspektive einer | |
> schwarzen Aktivistin | |
taz: Frau Bekoe, wo finden sich in Hamburg heute noch Spuren des deutschen | |
Kolonialismus? | |
Ginnie Bekoe: Überall in der Stadt. Besonders absurd ist, dass die | |
Hafencity voll ist mit Menschen, die Wegbereiter für den Kolonialismus | |
waren. Obwohl dort die ersten Straßen erst 2005 benannt wurden – zum | |
Beispiel die Marco-Polo-Terrassen oder das Bismarck-Denkmal mitten in der | |
Stadt. In Wandsbek gibt es viele Straßen, die die Namen von | |
Kolonialverbrechern tragen. | |
Was tut die Stadt Hamburg, um sich mit ihrer kolonialen Vergangenheit | |
auseinanderzusetzen? | |
Hamburg ist die erste Stadt in Deutschland, die ein Aufarbeitungskonzept | |
zur Beschäftigung mit dem kolonialen Erbe geschrieben hat. Leider ist es | |
unvollständig. Es gibt zu wenig Beteiligung von schwarzen Menschen und | |
„People of Color“, die heute immer noch direkt von den Folgen des | |
Kolonialismus betroffen sind – etwa durch Rassismus. Bei einem runden Tisch | |
Ende 2014 gab es einen Konsens, dass sie mehr miteinbezogen werden müssen. | |
Leider sind sämtliche Angebote, die die Aktivisten an die Stadt Hamburg | |
gerichtet haben, abgelehnt worden. | |
Reichen die Bemühungen der Stadt? | |
Nein, es wurde noch nicht eine einzige Straße umbenannt, die nach einem | |
Kolonialverbrecher benannt ist. Auch die Aberkennung von | |
Ehrenbürgerschaften dauert unglaublich lange. | |
Woran liegt das? | |
Es fehlt der Wille und die Einsicht. Kolonialismus wird so behandelt, als | |
wäre das alles schon vorbei und überhaupt nicht mehr wichtig. Dabei ist es | |
nicht zu debattieren, ob und wenn ja, wie groß die Folgen des Kolonialismus | |
immer noch sind. | |
„Performing Back“ zeigt eine schwarze Sichtweise auf das Thema deutsche | |
koloniale Vergangenheit. Warum ist das wichtig? | |
Menschen brauchen eine Stimme, gerade in Bezug auf den Kolonialismus. Die | |
Grundlage von Kolonialismus ist Rassismus. Der Gedanke, dass es Menschen | |
gibt, die weniger wert sind als andere, ist rassistisches Gedankengut, das | |
heute noch wirkmächtig ist. Umso wichtiger ist es, dass eine schwarze | |
Sichtweise auf das koloniale Erbe geworfen wird. Klar zu benennen, was die | |
Auswirkungen sind, welche Spuren es gibt und wie es uns damit geht. Zu | |
zeigen, welche Auswirkungen es auf mein tägliches Leben hat. | |
Interview: Larissa Robitzsch | |
Performance „Performing Back“: 20.15 Uhr, Lichthof Theater, | |
Mendelssohnstraße 15 | |
9 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Larissa Robitzsch | |
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