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# taz.de -- Neue Studie über romantisches Küssen: Knutschen ohne Hintergedank…
> Bisher nahmen Forscher an, dass überall gleich geküsst wird. Laut einer
> neuen Studie küssen sich nur 46 Prozent der Menschen
> „romantisch-sexuell“.
Bild: Kuss vs. Kuss: Hinter derselben Geste muss nicht immer dieselbe Bedeutung…
BERLIN taz | Für viele Menschen ist der Kuss wohl die intimste Form, um
sich näher zu kommen. Aber nicht alle Menschen auf der Welt küssen sich auf
„romantisch-sexuelle“ Art – in Zentralamerika etwa gar nicht. Das stellten
drei Wissenschaftler aus Nevada und Indiana [1][jetzt durch eine Studie
fest]. Den „romantisch-sexuellen Kuss“ definieren sie darin als
„absichtlichen, gezielten Lippenkontakt, der auch oft verlängert wird“.
Bisherige Untersuchungen hatten ergeben, dass das Kuss-Ritual durchaus bei
Menschen in allen Weltregionen verbreitet ist. Sie nahmen allerdings keine
Unterscheidungen zwischen Begrüßungsküsschen, einem Eltern-Kind-Kuss und
den Küssen eines Liebespaares vor.
Die Forscher der University of Nevada, William R. Jankowiak und Shelly L.
Volsche sowie Justin R. Garcia von der Indiana University konzentrierten
sich jetzt ausschließlich auf das „romantisch-sexuelle“ Küssen.
Sie untersuchten in den verschiedensten Weltregionen insgesamt 168 Kulturen
unterschiedlicher historischer Hintergründe und sozialer Strukturen. Von
diesen Kulturen küssen nur 46 Prozent „romantisch-sexuell“. In den
asiatischen Kulturen sind es 73, in den europäischen 70 Prozent, in den
nordamerikanischen und ozeanischen nur etwa die Hälfte der Menschen. Die
südamerikanischen und afrikanischen Kulturen liegen mit unter 20 Prozent im
unteren Bereich der Skala. Absoluter „Gewinner“ – und größter Kontrast …
Zentralamerika – ist mit 100 Prozent: der Mittlere Osten.
## Beeinflusst die Gesellschaftsstruktur das Küssen?
Bei der Auswahl der untersuchten Kulturen stützten sich die drei Forscher
auf die ethnografische Datenbank der Yale University und auf die
Materialien der Anthropologen George Peter Murdocks und Douglas R. Whites.
Als Grund für diese ungleiche Verbreitung des „romantisch-sexuellen“
Küssens gaben die Forscher die Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit einer
Gesellschaft an. Diese erhöhen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich die
Menschen auf „romantisch-sexuelle“ Art küssen.
In egalitären Gesellschaften wird laut der Studie um ganze 53 Prozent
weniger geküsst. Mit den Bezeichnungen „egalitär“ und „geschichtet“ s…
sich die Forscher auf die Kategorisierungen, die auch Murdock und White
verwendet hatten. Eine egalitäre Gesellschaft hat demnach weder
hierarchische Strukturen noch eine in irgendeiner Form zentralisierte
politische Autorität. Als Beispiel werden hier „foragers“ genannt, zu
Deutsch „Jäger und Sammler“. In komplexeren Gesellschaften dagegen gibt es
sowohl soziale Klassen als auch eine zentralisierte politische Führung.
Beispiele hierfür seien industrialisierte Gesellschaften.
## Erste Reaktion war Ekel
Eine schlüssige Erklärung dafür, warum Menschen sich in den sogenannten
egalitären Gesellschaften weniger „romantisch-sexuell“ küssen, liefern die
drei Wissenschaftler nicht. Sie vermuten jedoch, dass die bessere
Mundhygiene, die mit der Industrialisierung von Gesellschaften einhergeht,
zu der dortigen Verbreitung des „romantisch-sexuellen Kusses“ beiträgt.
In der gesamten Menschheitsgeschichte ist der romantisch-sexuelle Kuss, so
die Forscher, aber erst sehr spät aufgetreten – und das obwohl
Evolutionsforscher die Geste auch bei eng mit dem Menschen verwandten
Spezies wie den Schimpansen beobachtet haben. Hier sei das Zungenküssen
oder das Küssen mit offenen Mündern aber eher ein gutes Mittel, um
herauszufinden, wie gesund und genetisch kompatibel der potentielle Partner
ist.
Trotzdem bleibt in den Augen der Forscher die Frage offen, wie das
romantisch-sexuelle Kuss-Ritual überhaupt so „normal“ werden konnte, wie
wir es heute sehen. Einfaches Nachahmen schließen sie eher aus: Als
afrikanische Völker Ende des 19. Jahrhunderts nämlich zum ersten Mal sich
küssende Europäer sahen, reagierten sie angewidert.
31 Jul 2015
## LINKS
[1] http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/aman.12286/full
## AUTOREN
Juliane Fiegler
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