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# taz.de -- Politische Talkshows: Der griechische Lügner
> Theodoros Paraskevopoulos war in Deutschland ein gern gesehener
> Talkshow-Gast – bis er sagte, wer er eigentlich ist.
Bild: Theodoros Paraskevopoulos ist angeblich ein Tsipras-Berater – oder doch…
Da haben wir den Beweis: Der Grieche ist ein Lügner, ein Betrüger, ein
Hochstapler. Seit Monaten tingelt Theodoros Paraskevopoulos, ein angeblich
enger Berater von Ministerpräsident Tsipras, durch die Talkshows. Ein etwas
runder Mann, um die 50, perfektes Deutsch, ein energischer Diskutant.
Aber jetzt, nachdem er bei Anne Will, Maybrit Illner, im
ZDF-Frühstücksfernsehen und gleich zweimal bei Günther Jauch auf dem
Talkstuhl gesessen hat, stellt sich heraus: Stimmt alles gar nicht, der
Mann ist gar nicht der engste Berater von Tsipras. Der hat uns angelogen!
Der Grieche. Um es mit „Brennpunkt“-Moderator Sigmund Gottlieb zu sagen:
„Athener Provokation.“
Aber Moment. Paraskevopoulos war es gar nicht selbst, der sich größer
gemacht hat als er ist. Jauch war es, der sagte: „Näher als Sie kann
bestenfalls noch Frau Tsipras ihrem Mann sein.“ Paraskevopoulos behauptet
jedenfalls, er habe den Talkredaktionen immer wieder gesagt, dass er nur
einfaches Syriza-Mitglied sei. Aber die Talkshows suchen eben Leute, die
nah dran sind, und auch noch gut Deutsch sprechen – und hätten ihn deshalb
zum Tsipras-Berater gemacht. Der NDR bestreitet das.
Verwunderlich wäre die Darstellung von dennoch Paraskevopoulosnicht wenn
man sich das Talkshowprogramm der vergangenen Woche anguckt. Jauch am
Sonntag: „Countdown zum Staatsbankrott – Scheitert die
Griechenland-Rettung?“ Plasberg am Montag: „Griechen-Poker im Bürgercheck …
ist das unser Europa?“ Anne Will am Mittwoch: „Tsipras lässt das Volk
abstimmen – Provokation oder Chance für Europa?“
## Wenig Auswahl
Da ist die Liste an möglichen Kandidaten schnell aufgebraucht. Und weil
Wolfgang Bosbach zwar in sehr vielen, aber eben nicht in allen Sendungen
sitzen kann, braucht es andere, die man am Ring durch die Manege zieht.
Zum Beispiel Edmund Stoiber (Qualifikation für seinen Auftritt: Hat schon
immer gesagt, dass Griechenland nicht in den Euro gehört), der sich mit
erhobenem Zeigefinger durch die Jauch-Sendung schrie. Oder den Brüsseler
ARD-Korrespondenten Rolf-Dieter Krause, der sich bei Plasberg wahlweise als
Merkel-Berater oder als Bild-Kolumnist Franz-Josef Wagner bewarb (“Die
Jungs von Syriza“ müsse man „zum Teufel jagen“).
Oder Volker Kauder, der bei Anne Will mal wieder davon sprach, dass sich
die Syriza-Regierung „auf den Hosenboden“ setzen sollte. Hausaufgaben
machen und so.
Denn im Gegensatz zu diesen Schlendrian-Griechen wissen unsere Politiker ja
derzeit ziemlich genau, was zu tun ist. Die Konservativen und Neoliberalen
zumindest, jedenfalls deren Männer. Die Linken finden im
Talkshow-Rumgemeine derzeit erstaunlich wenig Gehör.
## Jauch im Quotenfrühling
Dass am Ende der Sendungen viele Talkgäste heiser sind, der
Erkenntnisgewinn trotzdem gen null tendiert, scheint die Zuschauer nicht zu
stören. Jauch erlebt derzeit einen wahren Quotenfrühling. Und auch Plasberg
rangierte an vierter Stelle der meist gesehenen Sendungen des Montagabends.
Ich jedenfalls freu mich schon auf Jauch am kommenden Wochenende. Je nach
Referendum dürfte es dann wohl heißen: „Vernunft in letzter Sekunde? –
Jetzt wollen die Griechen den Euro doch“ oder „Tschüss Griechenland – Wo…
segeln die Hellenen?“
Wer dazu in der Runde sitzt, dürfte ja wohl klar sein. Der Lügen-Grieche
bestimmt nicht mehr.
2 Jul 2015
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
Jauch
Griechenland
Günther Jauch
Günther Jauch
Katja Kipping
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