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# taz.de -- G-8-Tornados: Ausschuss: Verfassung unterflogen
> Innenexperten im Bundestag kritisieren den Einsatz der Armee beim
> G-8-Gipfel - wollen aber nicht klagen
Bild: Beim G-& nicht mehr auf dem Boden der Verfassung
BERLIN taz SPD und Opposition wollen den Einsatz der Bundeswehr im Inneren
künftig stärker kontrollieren. "Wir brauchen einen Katalog, in dem klar
geregelt ist, wann die Armee der Polizei Amtshilfe leisten darf und wann
nicht", sagte Sebastian Edathy, Vorsitzender des Innenausschusses im
Bundestag, gestern der taz. "Wie die Tornado-Flugzeuge während des
G-8-Gipfels eingesetzt wurden, war unrechtmäßig - so etwas darf nicht
wieder passieren."
"Verfassungswidrig" seien die Tiefflüge über einem Camp von
Globalisierungskritikern am 5. Juni gewesen, sagte auch der
SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz. "Wir müssen das in Zukunft kritischer
beobachten." Zwei Stunden lang hatte der Innenausschuss am Mittwoch über
den Einsatz der Bundeswehr während des G-8-Gipfels beraten und sich
Aussagen von Beamten des Innenministeriums angehört. Ergebnis: Selbst das
Verteidigungsministerium sehe ein, dass die Tiefflüge ein Fehler gewesen
sind, sagen Wiefelspütz und Edathy. Beide begründen ihre Ablehnung der
Flüge so: Aufklärungsarbeit sei ureigene Aufgabe der Polizei, die Armee
habe bei solchen Einsätzen nichts zu suchen.
Ein juristisches Nachspiel wird es dennoch nicht geben. Das sieht auch die
FDP so. "Es ist derzeit nicht abschließend geklärt, was die Bundeswehr der
Polizei an technischer Amtshilfe gewähren kann", sagt der FDP-Innenexperte
Christian Ahrendt, "deswegen brauchen wir eine politische Diskussion über
einen verbindlichen Rahmen für diese Amtshilfe."
Dienstrechtliche Folgen könnte es allerdings für einen Piloten geben, der
laut dem Verteidigungsministerium die Mindestflughöhe von 150 Metern
unterschritt. Ob gegen den Piloten ein Disziplinarverfahren eröffnet werde,
sei von den laufenden Untersuchungen abhängig, sagte ein
Ministeriumssprecher.
Der Vorfall beim G-8-Gipfel wirft auch die Frage auf, wie das Parlament
künftig Armeeeinsätze effektiver kontrollieren kann. Denn der Fall
Heiligendamm zeigt, dass es Mängel gibt. Bereits im Mai hatte FDP-Mann
Ahrendt beim Innenministerium angefragt, wo die Bundeswehr während des
G-8-Gipfels eingesetzt werde. Aufklärungsflüge fehlten in der Antwort. Nun
kam heraus: Offenbar hatte das Verteidigungsministerium viele Einsätze der
Armee nicht an das Innenministerium gemeldet. Während Ahrendt noch von
"Unregelmäßigkeiten" spricht, schlägt die Linke einen schärferen Ton an:
"Die Bundesregierung hat uns über das Ausmaß der Bundeswehreinsätze bewusst
getäuscht", kritisierte Innenexpertin Ulla Jelpke, "wir wurden mit
Informationen abgespeist, die offenbar falsch waren."
In den Antworten fehlte nicht nur der Einsatzplan für Kampfjets, auch zehn
Aufklärungspanzer des Typs Fennek tauchten nicht auf. Die Panzer
spionierten mit jeweils drei Soldaten Besatzung Protestcamps aus. Wie ein
Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte, sollten sie von
"Übersichtspunkten" aus die Globalisierungskritiker ausspähen. Immerhin
ohne Waffen.
21 Jun 2007
## AUTOREN
Daniel Schulz
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des Gipfels
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