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# taz.de -- Kommentar: Lindbergh in Grün gesucht
> Die Flugbranche ist berauscht vom eigenen Wachstum - auf einen
> verschärften Klimawandel ist sie nicht eingestellt.
Bild: Soll nachhaltiger werden: ein Airbus 350 auf der ILA in Berlin
Was gibt es Neues am Himmel, fragt man sich bei der Flugshow in Le Bourget
bei Paris. Diesmal im Programm: Noch größere Flugzeuge, schnellere
Kampfjets, und, ach ja, der Klimawandel. Der stand in diesem Jahr in allen
Broschüren. Die großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing schlagen grüne
Loopings: Vor allem die Triebwerke sollen effizienter werden. Bis 2020 will
Airbus die Hälfte des Sprits pro Flug einsparen. Boeing forscht an Kerosin
aus Algen. Vor allem müssten die alten Maschinen durch neue ersetzt werden:
Ökologie und volle Auftragsbücher sollen Hand in Hand gehen.
Man kann den Ingenieuren bei Boeing und Airbus keinen Vorwurf machen, dass
sie wie Ingenieure denken. Aber selbst wenn sie es schaffen, bis 2020 den
Kerosinverbrauch pro Kopf zu halbieren - in dieser Zeit wird sich der
Flugverkehr verdoppeln. Das Wachstum frisst also jede Effizienzsteigerung.
Und auch die Behauptung, der Luftverkehr verursache nur knapp drei Prozent
der globalen CO2-Emissionen ist richtig, aber dennoch falsch: Denn durch
die anderen Schadstoffe ist die Treibhauswirkung der Flüge deutlich höher.
Man kann auch den Managern keinen Vorwurf machen, dass sie sich über ihre
Wachstumsprognosen freuen. Aber kein anderer Sektor richtet bei so geringem
Nutzen so große Schäden an. Und auch wenn es die Fluglinien anders sehen:
Fliegen ist kein Menschenrecht. Fliegen wird bald viel teurer werden, wenn
Subventionen fallen oder die Airlines mit Emissionen handeln müssen.
Die Flugindustrie hat viele Konzepte für ihr Wachstum. Eine Idee für die
Zukunft unter Bedingungen des verschärften Klimawandels hat sie nicht. Sie
ist nicht auf höhere Preise und schrumpfende Märkte eingestellt. Sie
fordert mehr Flughäfen und effizientere Flugsicherheit - was zu mehr Flügen
führen wird. Die Fluggesellschaften könnten den Klimaschaden ihrer Flüge im
großen Stil ausgleichen, sie könnte im großen Stil in CO2-Vermeidung
investieren. Sie könnte das "Nullemissionsflugzeug" voranbringen.
Spinnerei? Vor genau achtzig Jahren landete in Le Bourget Charles Lindbergh
nach seinem Atlantikflug. Verglichen mit diesem Wagnis ist ein
Nulllemissionsflugzeug ziemlich realistisch.
23 Jun 2007
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Heinrich-Böll-Stiftung
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