# taz.de -- Autos: "Klimaanlage kann ökologisch sein" | |
> Mehr Sicherheit bedeutet auch mehr Umweltschutz, sagt Eckehard Schnieder | |
> von der Uni Braunschweig. Druck auf die Wirtschaft sei nötig. | |
Bild: Test einer Kohlendioxid-Klimaanlage bei Daimler-Benz | |
taz: Herr Schnieder, eine neue schwedische Studie legt nahe, dass | |
umweltfreundliche Autos unsicherer sind als große Spritschlucker. Stimmt | |
das? | |
Eckehard Schnieder: Nein, so einen direkten Zusammenhang kann man nicht | |
herstellen. Allerdings brauchen viele Sicherheitssysteme im Auto auch | |
Energie. Zum Beispiel eine Klimaanlage... | |
...ein teures und ökologisch fragwürdiges Feature, das lediglich dem | |
Komfort dient, oder? | |
Eben nicht nur. In einem stark aufgeheizten Auto wird der Fahrer schneller | |
müde und unaufmerksam - das geht zulasten der Verkehrssicherheit und erhöht | |
die Unfallzahlen. Und dann muss wieder Energie und Material für die | |
Reparaturen eingesetzt werden | |
Also sind Klimaanlagen am Ende ökologisch? | |
Für sich genommen nicht, aber sie können zu einer besseren ökologischen | |
Gesamtbilanz führen, wenn man den volkswirtschaftlichen Lebenszyklus eines | |
Autos berücksichtigt. Ich gebe zu, das ist eine extreme Betrachtung. Aber | |
sie zeigt, dass die Diskussion nicht auf die Frage umweltfreundlich oder | |
sicher reduziert werden kann. | |
Aber wenn Sie sich doch entscheiden müssten? | |
Im Zweifel entscheide ich mich immer für Investitionen in die Sicherheit, | |
weil es sich langfristig rechnet. Ein elektronischer Abstandshalter in | |
einem Lkw macht das Fahrzeug teurer, kann aber Unfälle mit riesigen | |
Umweltschäden verhindern. | |
Das hilft der Volkswirtschaft und den Versicherungen. Aber was ist mit dem | |
einzelnen Verbraucher? Er muss mehr für das Auto bezahlen und er hat den | |
höheren Spritverbrauch. | |
Kommt drauf an. Abstandsregeler und Tempomat kosten zwar einerseits, senken | |
aber auch den Spritverbrauch und sorgen für mehr Sicherheit. Aber natürlich | |
gibt es auch Sicherheitstechnik, die den Verbrauch erhöht. Das liegt aber | |
auch daran, dass die jeweiligen Aggregate im Auto, die all die | |
Sicherheitstechnik mit Strom versorgen, nicht so sparsam sind, wie sie sein | |
könnten. | |
Woran liegt das? | |
Weil es keinen entsprechenden Druck im Markt gibt. Generatoren in einem | |
Kraftwerk haben einen Wirkungsgrad, der um mindestens 30 Prozent über dem | |
in Autos liegt. Hier gibt es noch erhebliches Potenzial. | |
Wie kann man das denn nutzen? | |
Der beste Innovator sind staatliche Vorgaben. Wenn der Staat Anreize für | |
einen geringeren Verbrauch setzt, zum Beispiel durch feste | |
Emissionsgrenzen, werden die Unternehmen aktiv. Und die Innovationen kommen | |
schneller in den Markt als bei Selbstverpflichtungen. Die Technologie ist | |
ja da, sie muss nur eingebaut werden. | |
Allerdings werden die Unternehmen die Kosten für ihre Innovationen an den | |
Kunden weitergeben. Können sich am Ende nur Reiche sicherere Autos leisten? | |
Mehr Sicherheit kostet mehr, das ist wohl nicht zu ändern. Aber man hat ja | |
auch hier Möglichkeiten, die Gesamtbilanz wieder auszugleichen. | |
Zum Beispiel? | |
Es gibt bereits jetzt Versicherungsgesellschaften, die für eine bessere | |
Ausstattung in der Sicherheitstechnik ihren Kunden Rabatte gewähren. Denn | |
die sparen, weil sie weniger für Unfälle ausgeben müssen. Der Autofahrer | |
kann sich also einen Teil der zusätzlichen Kosten zurückholen. | |
25 Jun 2007 | |
## AUTOREN | |
Stephan Kosch | |
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