# taz.de -- Koalitionen: Merkel verbietet Schwarz-Grün-Debatte | |
> Die Kanzlerin will das neue CDU-Programm nicht als Koalitionsangebot an | |
> die Grünen verstanden wissen. Wenn die Union Partner brauche, dann die | |
> FDP. | |
Bild: Kann auch ärgerlich: Kanzlerin Merkel | |
BERLIN taz Sie sei "angenehm berührt", hat die CDU-Vorsitzende Angela | |
Merkel am Montag erklärt. Es freue sie, dass sich die Parteimitglieder sehr | |
für das geplante neue Grundsatzprogramm interessierten. Weniger angenehm | |
fand die Kanzlerin bei der Vorstellung des Programmentwurfs in Berlin die | |
öffentliche Begleitmusik einiger CDU-Promis. | |
Von der Debatte über mögliche schwarz-grüne Koalitionen, die ausgerechnet | |
Innenminister Wolfgang Schäuble angeheizt hatte, halte sie gar nichts, | |
sagte Merkel. "Die Union kämpft erst einmal um eigene Mehrheiten", betonte | |
Merkel, "im Zweifelsfall um Mehrheiten mit der FDP. Andere Optionen spielen | |
dabei keine Rolle." Punkt. Schon während der internen Vorstandsklausur soll | |
sich Merkel über Schäubles Vorstoß "verärgert" gezeigt haben, wie | |
Teilnehmer übereinstimmend berichteten. "Das bringt jetzt nichts", habe sie | |
gesagt. Man könne den Leuten nicht erklären, warum man "gerade jetzt mit so | |
was anfängt". | |
Gerade jetzt - das heißt für Merkel: In einer Phase, in der sie selbst | |
glänzende Umfragewerte hat und die Union weit vor der SPD liegt, sollte die | |
eigene Partei keine unnötigen Koalitionsdiskussionen vom Zaun brechen. | |
Diese Haltung vertrat in der Vorstandssitzung auch Roland Koch. Der | |
hessische Ministerpräsident schnaubte laut Ohrenzeugen, er wolle die Grünen | |
in seinem anstehenden Landtagswahlkampf "als Gegner darstellen". Da seien | |
die Lobeshymnen Schäubles auf die Grünen wenig hilfreich. | |
Vor der Presse sprach Merkel das Thema Schwarz-Grün von sich aus gar nicht | |
an. Als sie danach gefragt wurde, bereicherte sie die Koalitionsdebatte um | |
einen kuriosen Begriff: die "Überlappungsmenge". Wenn man überhaupt darüber | |
reden müsse, mit wem man regieren könne, so Merkel genervt, seien nur | |
Bündnisse mit der FDP erwägenswert, weil "die Überlappungsmenge mit den | |
Liberalen deutlich größer als mit anderen Parteien" sei. | |
Aus dem CDU-Programmentwurf ergibt sich diese Festlegung kaum. Im | |
Gegenteil: Deutlicher als bisher betont die CDU "die Bewahrung der | |
Schöpfung" als vordringliches Ziel. Den Kampf gegen den Klimawandel nannte | |
Merkel eine "Überlebensfrage". Deutschland bezeichnet die CDU inzwischen | |
als "Integrationsland". Und der Familienbegriff wird auf uneheliche | |
Gemeinschaften erweitert. Alles Ansatzpunkte für Schwarz-Grün. | |
Merkel aber möchte zunächst die Eigenständigkeit der Union betonen. Das | |
neue Programm will sie deshalb ausdrücklich nicht als Koalitionsangebot an | |
die Grünen verstanden wissen. Um die Unterschiede zu den Grünen zu betonen, | |
erinnerte sie, wohl kaum zufällig, an das traditionelle Lieblingsthema des | |
neuen Grünen-Sympathisanten Schäuble: den Einsatz der Bundeswehr im | |
Inneren. Da sei sie sehr dafür, erklärte Merkel - wohl wissend, dass die | |
Grünen Schäubles Politik ablehnen. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer erklärte | |
denn auch sofort, Schäuble solle nicht darauf hoffen, dass seine Partei ihm | |
helfen werde, Bürgerrechte einzuschränken. | |
3 Jul 2007 | |
## AUTOREN | |
Lukas Wallraff | |
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