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# taz.de -- Kommentar: Worum gehts?
> Florian Henckel von Donnersmarck will einen Film über Claus Schenk Graf
> von Stauffenberg drehen. Mit Tom. Tom Cruise. Darf er aber nicht.
Bild: Ehre und Anstand? Diese Attribute schreibt Henckel von Donnersmarck seine…
Der Scientologe Tom Cruise will in Berlin einen Film über den
Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg drehen und darf
nicht, was den Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck auf die Palme
treibt. Wann und wo leben wir eigentlich? Es kracht und knarzt mal wieder
kolossal im Oberstübchen unserer Gesellschaft, mit ganz viel "von" und "zu"
und "ff" und "ck", aber auch mit Hubbard und Hollywood und FAS,
Übermenschen, Walküren, mit Kunst und einer ganzen Menge Geld.
Worum gehts? Es geht vordergründig darum, dass der US-Schauspieler und
bekennende Scientology Tom Cruise, 44, in Berlin gerne einen Film über die
Geschichte des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944
drehen und darin höchstselbst die Rolle des, Luft holen, Claus Graf Schenk
von Stauffenberg übernehmen möchte. Gedreht werden soll "Valkyre", so der
Arbeitstitel, in den Filmstudios Babelsberg und, weil das Gute doch so nah
liegt, an den Originalschauplätzen in Berlin. Beispielsweise im
historischen Bendlerblock, wo heute das Bundesverteidigungsministerium
residiert und seinerzeit Stauffenberg und seine Komplizen hingerichtet
wurden, allein: Es gab "keine Drehgenehmigung" für diesen "Ort der
Erinnerung und der Trauer". Auch auf dem Polizeigelände an der
Friesenstraße sind Walküren unerwünscht, weil "die Beeinträchtigungen für
die () Dienststellen so gravierend wären". Kann passieren, und zwar gerne
auch häufiger: Wichtige "Dreharbeiten" an jeder Straßenecke sind die
Landplage dieser Stadt.
Dennoch echauffierte sich Florian Henckel von Hollywood in der FAS über den
"Verbotszirkus", ein Cruise als Stauffenberg werde "das Ansehen
Deutschlands mehr befördern, als es zehn Fußball-Weltmeisterschaften hätten
tun können", wofür Henckel wiederum vom Leiter der Gedenkstätte Deutscher
Widerstand gegeißelt wurde, wegen Geschichtsvergessenheit und Scientology
und so. Nun ist all dies Theater nicht nur Werbung für Cruise,
Gedenkstätte, Berlin, Scientology und Donnersmarck - sondern auch lukrativ.
Im Bendlerblock darf nicht gedreht werden? Dann wird er eben in Babelsberg
nachgebaut. Das Polizeigelände bleibt verschlossen? Dito. Strukturförderung
nennt man das, wobei der Bogen tunlichst nicht zu überspannen ist - sonst
zieht Hollywood weiter ins billigere Berlin, nach Prag.
3 Jul 2007
## AUTOREN
Arno Frank
Arno Frank
## TAGS
Florian Henckel von Donnersmarck
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