# taz.de -- Integration: In Dienst nehmen | |
> Der Anteil der Migranten im öffentlichen Dienst liegt bei nur 3,6 | |
> Prozent. Noch schlechter ist die Situation bei Lehrern. Das soll sich nun | |
> ändern. | |
Bild: Türkische Jugendliche bereiten sich auf ihre Polizei-Ausbildung vor. Noc… | |
BERLIN taz Der öffentliche Dienst gehört zu den letzten Bereichen, in denen | |
die Deutschen nahezu unter sich sind. Nach Schätzung des | |
Sachverständigenrats für Zuwanderung, die aus dem Jahr 2004 stammen, liegt | |
der Anteil von Migranten im öffentlichen Dienst bei lediglich 3,6 Prozent. | |
Dabei leben in Deutschland inzwischen 15 Millionen Menschen mit einem | |
Migrationshintergrund, dies ist fast ein Fünftel der Bevölkerung. Am | |
öffentlichen Dienst ist diese Entwicklung bisher weitgehend vorbeigegangen. | |
"Dies liegt auch an den schlechteren Schulabschlüssen, die viele Migranten | |
immer noch haben", vermutet Sonja Marko, Migrationsexpertin der Vereinten | |
Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Dass die mangelnde Repräsentanz aber | |
nicht nur an schlechten Noten liegt, weiß auch Marko. Ein weiterer | |
wichtiger Grund sei der ständige Stellenabbau im öffentlichen Dienst. | |
"Darunter leiden Migranten besonders." | |
Da inzwischen auch die Politik erkannt hat, dass Menschen mit ausländischen | |
Wurzeln eine Bereicherung darstellen, war die bessere Einbeziehung von | |
Migranten in den öffentlichen Dienst auch Thema beim zweiten | |
Integrationsgipfel. Konkrete Ergebnisse wurden jedoch keine präsentiert. So | |
heißt es im Abschlussbericht der Arbeitsgruppe "Bildung, Ausbildung, | |
Arbeitsmarkt" nur lapidar, dass die Einstellungspraxis der Länder überprüft | |
werden solle. | |
In dem Bericht wird außerdem eine "gezielte Personalrekrutierung innerhalb | |
der Personengruppe mit Migrationshintergrund" gefordert, um "geänderten | |
Anforderungen an die Erbringung öffentlicher Dienstleistungen und dem | |
Fachkräftebedarf angesichts der demografischen Entwicklung zu entsprechen". | |
So sollen etwa mehr Migranten in den Verwaltungen arbeiten. | |
Dass etwas geändert werden muss, ist inzwischen allen Beteiligten klar: | |
Laut einer Studie des Beruflichen Qualifizierungsnetzwerks für Migranten | |
ist nur einer von 100 Auszubildenden im öffentlichen Dienst Berlins | |
ausländischer Staatsbürger. Auch in anderen Branchen sieht es im | |
bundesweiten Vergleich düster aus: So sind nur ein Prozent der 740.000 | |
Lehrer an deutschen Schulen nichtdeutscher Herkunft. Dagegen stammt jedes | |
vierte Kind und jeder vierte Jugendliche im bildungsrelevanten Alter - also | |
bis zum 25. Lebensjahr - aus einer Einwandererfamilie. Die Zahlen | |
verdeutlichen, dass das Bildungssystem Lehrer mit Zuwanderungsgeschichte | |
gut gebrauchen könnte. "Lehrer mit einem Migrationshintergrund wären ein | |
Gewinn für uns", sagt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes | |
(DL) und fordert eine gezielte Anwerbung ausländischer Studenten. | |
Auch bei der Polizei wird gezielt nach jungen Migranten gesucht. So | |
verbeamtet das Land Bremen auch Polizisten, die nicht die deutsche | |
Staatsangehörigkeit haben. Und auch in Nordrhein-Westfalen werden Bewerber | |
ohne deutsche Staatsangehörigkeit in den Polizeidienst aufgenommen. | |
Trotzdem ist die Zahl weit unter dem Anteil der Migranten an der | |
Gesamtbevölkerung. Deswegen wirbt die Polizei seit einiger Zeit gezielt um | |
Verstärkung. Informationsschriften in unterschiedlichsten Sprachen gehören | |
genauso dazu wie der Kontakt zu Migrantengemeinden. Bisher sind von den | |
39.000 Polizisten in NRW nur 120 Kommissare ausländischer Herkunft. | |
13 Jul 2007 | |
## AUTOREN | |
Cigdem Akyol | |
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