# taz.de -- Klimaforschung: Zeppelin erforscht Atmosphäre | |
> Das Forschungszentrum Jülich erkundet per Luftschiff, wie Luftschadstoffe | |
> freigesetzt und umgewandelt werden. Die Experten hoffen auf Erkenntnisse | |
> über Feinstaub und Klimagase. | |
Bild: Meterologieprofessor Wahner und der Forschungszeppelin. | |
FRIEDRICHSHAFEN dpa - Es ist eine Mission für Leichtgewichte: Der | |
Meteorologie-Professor Andreas Wahner setzt am Montag in Friedrichshafen am | |
Bodensee seinen leichtesten Doktoranden in einen Zeppelin. Außer ihm und | |
dem Piloten ist sonst jedes Gramm Nutzlast und jeder Zentimeter der | |
Zehn-Meter-Gondel für Messgeräte reserviert. | |
Per Zeppelin wollen die Experten des Forschungszentrums Jülich die untere | |
Atmosphäre genauer als je zuvor erkunden. In dieser Schicht werden | |
Luftschadstoffe freigesetzt, umgewandelt und verbreitet, wie Wahner | |
erklärt. Die Ergebnisse könnten deshalb die Debatten um Klimawandel, | |
Luftverschmutzung und Feinstaub beeinflussen. Eineinhalb Jahre hat Wahner | |
die Zeppelin-Expedition vorbereitet. Zehn Tage soll das Luftschiff nun | |
unter anderem über dem Schwarzwald und Bodensee für die Wissenschaft | |
unterwegs sein, bis zu sechs Stunden am Stück und bis in 1400 Meter Höhe. | |
Der Luftschiff-Flug ist Teil einer großen Messkampagne: Bei dem Projekt | |
TRACKS (Transporte und Chemische Umsetzungen in Konvektiven Systemen) | |
arbeiten Institute der Helmholtz-Gemeinschaft zusammen. Über insgesamt acht | |
Jahre wollen sie erkunden, welche chemischen Reaktionen es in der Luft | |
gibt. Außer dem Zeppelin werden bis zu zehn Flugzeuge zugleich in der Luft | |
sein. "Wir messen, was passiert unten, sie schauen, was oben ankommt", | |
erklärt Wahner die Zusammenarbeit seiner Kollegen am Boden und in der Luft. | |
Nach einigen Tagen startet der Zeppelin auch vom Baden-Airpark im Kreis | |
Rastatt. Die Forscher wollen im Rheintal die Abluftfahne aus dem | |
Ballungsraum Mannheim/Ludwigshafen untersuchen. "Wir messen die | |
Selbstreinigungskraft der unteren Atmosphäre", sagt Wahner. Sie sei die | |
"Waschmaschine" der Luft, gebe aber noch Rätsel auf. Von der Mission | |
erhoffen die Forscher neue Informationen darüber, wie Abgase abgebaut | |
werden und wie sich Feinstaub verteilt. Es geht um Substanzen, die das | |
Klima verändern, und um winzige Teilchen, die Wolken und Regen | |
beeinflussen, so genannte Aerosole. 200 Werte erfassen die eigens gebauten | |
neun Messgeräte. | |
Eine Million Euro kostet die Mission. 16 Forscher haben mitgearbeitet, | |
darunter Partner wie die Universitäten Heidelberg und Wuppertal und das | |
Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Wissenschaftler in aller Welt | |
warten auf die Ergebnisse. | |
Der 75 Meter lange Zeppelin NT (Neuer Technologie) ist mit unbrennbarem | |
Helium gefüllt. Den Forscher nützt, dass er langsam schweben, stoppen und | |
senkrecht aufsteigen kann. "Der Zeppelin eröffnet bislang unbekannte | |
Möglichkeiten", sagt Wahner. Der Forscher strebt weitere Missionen an, in | |
den Abgasen großer Metropolen oder am Mittelmeer. Zuvor muss sich die | |
Technik aber bewähren. | |
16 Jul 2007 | |
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Schwerpunkt Klimawandel | |
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