# taz.de -- Kommentar: Eine Datei gegen Steuersünder | |
> Bei der zentralen Sammlung von Steuerdaten muß klargestellt werden, dass | |
> nur die Finanzbehörden Zugriff auf die Angaben haben. Gesetze könnten | |
> Mißbrauch verhindern. | |
Eine neue, einheitliche Steuernummer für alle Bundesbürger und eine | |
zentrale Steuerdatei, in der alle Steuerdaten gespeichert werden? | |
Datenschützer sind alarmiert: Sie fürchten, eine neue Zentraldatei könnte | |
mit immer mehr Daten gefüttert werden, auf die nach und nach weitere | |
Behörden und Firmen zugreifen können. | |
Tatsächlich wird auf diese Weise zum ersten Mal eine Datei entstehen, in | |
der jeder Deutsche buchstäblich von der Wiege bis zur Bahre (und sogar | |
darüber hinaus) erfasst wird. Und dass Daten, wenn sie erst einmal erfasst | |
sind, immer neue Begehrlichkeiten wecken, kann als erwiesen gelten. | |
Einige Kritiker schieben das Datenschutzargument allerdings nur vor: Wenn | |
FDP und Wirtschaftsverbände jetzt lautstark den Eingriff in die | |
Freiheitsrechte beklagen, dann meinen sie damit vor allem die "Freiheit" | |
ihrer Klientel, Steuern zu hinterziehen. Als der Datenschutz aufgehoben | |
wurde, um die finanzielle Situation von Hartz-IV- oder Bafög-Empfängern | |
auszuspionieren, war von dieser Seite kein vergleichbarer Aufschrei zu | |
vernehmen. Und auch an den viel umfassenderen Datenbanken, die Unternehmen | |
mit Hilfe von Kundenkarten aufbauen, haben sich diese Kritiker bisher nicht | |
gestört. | |
Das Ziel der neuen Datensammlung ist ja eigentlich nur zu begrüßen: Der | |
Steuerbetrug, der große Löcher in die öffentlichen Kassen reißt, soll | |
erschwert werden. Ein Abgleich der Steuerdaten zwischen unterschiedlichen | |
Ländern und Kommunen ist dafür unverzichtbar. Entscheidend ist daher | |
weniger, ob die bisher ohnehin erhobenen Daten nun zentral gespeichert | |
werden oder nicht. Sondern vielmehr, was dann mit diesen Daten geschieht. | |
Es muss völlig klar sein, dass nur Finanzbehörden Zugriff auf diese Daten | |
haben. Arbeitgeber beispielsweise dürfen keinesfalls mehr erfahren können | |
als bisher. | |
Die Regierung erklärt, dass das so geplant ist. Datenschützer und | |
Opposition ziehen diese Erklärung in Zweifel. Dieses Thema muss bei den | |
Beratungen im Bundestag geklärt werden. Um späteren Missbrauch zumindest zu | |
erschweren, sollte eine Ausweitung von Daten und Nutzern im Gesetz | |
ausdrücklich verboten werden. | |
8 Aug 2007 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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