# taz.de -- Uganda: Jagdszenen um Öl auf Albertsee | |
> Die Aussicht auf einen Ölboom in Uganda nährt regionale Instabilität. Die | |
> britische Firma Heritage Oil gerät auf dem See unter Beschuss der Armee | |
> des Kongo. | |
Bild: Entsetzen unter Angehörigen in Ntoroko, Uganda: 15 der Toten waren Kinde… | |
"Sie schossen eine schultergestützte Rakete auf uns ab, aber zum Glück flog | |
sie an uns vorbei, während sie ihr Maschinengewehrfeuer fortsetzten, das | |
wir unter Kontrolle brachten. Ungefähr zehn Menschen starben, manche fielen | |
einfach ins Wasser." So berichtete die private ugandische Sicherheitsfirma | |
Saracen kürzlich über den Überfall kongolesischer Regierungstruppen in der | |
Nacht zum vergangenen Freitag auf dem Albertsee, der die Grenze zwischen | |
Uganda und Kongo bildet. Prominentestes Todesopfer war der britische | |
Ingenieur Carl Nefdt von der Ölfirma Heritage Oil. | |
Kongos Armee gab diese Woche nach anfänglichen Dementis den Überfall zu und | |
sagte, die Ölboote hätten sich in kongolesischen Gewässern befunden, was | |
Uganda wiederum bestreitet. Objekt des Streits ist die kleine Insel | |
Rukwanzi mitten im Albertsee, die zwischen Kongo und Uganda geteilt ist und | |
von Heritage Oil als Basis für ugandische Ölprospektion unter dem Seeboden | |
benutzt wird. Erst am 29. Juli hatte Kongos Armee dort vier ugandische | |
Soldaten gefangen genommen; vor zwei Tagen kamen diese wieder frei. | |
Der Albertsee trennt den wenig entwickelten Westen Ugandas vom | |
ostkongolesischen Distrikt Ituri, in den letzten Jahren Schauplatz blutiger | |
Konflikte. Auf beiden Seiten der Grenze werden gigantische Ölvorkommen | |
vermutet. Der Mangel an Infrastruktur im Kongo bedeutet, dass Prospektion | |
und eventuelle Förderung sämtlich von Uganda aus erfolgen müssten. Der | |
Großteil des Öls liegt unter dem Albertsee, der somit zum Zankapfel | |
zwischen zwei Ländern wird, die schon mehrmals gegeneinander Krieg führten. | |
Uganda hat im Kongo wegen illegalen Handelns mit Gold und Tropenholz einen | |
schlechten Ruf. | |
Die britische Firma Heritage Oil, die als Erste in den 90er-Jahren in | |
Uganda aktiv wurde, gehört dem britischen Geschäftsmann Tony Buckingham, | |
der früher Söldnerarmeen in Afrika organisierte. 2002 erhielt Heritage ein | |
riesiges Prospektionsgebiet im Kongo. Im Juni 2006, kurz vor Kongos Wahlen, | |
wurde dieser Vertrag bestätigt, wenn auch für ein verkleinertes Gebiet; | |
Heritage ging dabei ein Joint Venture mit der irischen Tullow Oil und der | |
staatlichen kongolesischen Cohydro ein. | |
In Uganda, anders als im Kongo, hat die Ölsuche längst begonnen. Heritage | |
und Tullow teilen sich die zwei lukrativsten Blöcke 1 und 3 A, jeweils an | |
der Nord- und Südspitze des Albertsees. In Block 3 A liegt die wichtigste | |
Förderstation Kingfisher, Ausgangspunkt der jetzt umstrittenen | |
Suchaktivitäten. Block 2, der den Großteil des ugandischen Ufers vom | |
Albertsee umfasst, wird von Tullow allein betrieben. Alle Blöcke zusammen | |
haben bei Testbohrungen Fördermengen von rund 26.000 Barrel pro Tag | |
ergeben. Die Gesamtreserven werden auf knapp 1 Milliarden Barrel geschätzt, | |
was Uganda zu einer der größten Ölnationen Afrikas machen würde. | |
Reguläre Ölförderung in Uganda ist für 2009 geplant. Den Großteil will | |
Uganda exportieren, über eine von Libyen zu bauende Pipeline nach Kenia. | |
Später will Uganda die Pipeline in der anderen Richtung nach Ruanda und in | |
den Kongo verlängern. | |
Die Aussicht auf fette Öleinnahmen und den Aufstieg Ugandas zum Ölversorger | |
der gesamten Region sorgt auch in Uganda selbst für Spannungen. So erwägt | |
Präsident Yoweri Museveni, der das Land seit 1986 regiert, nun entgegen | |
bisherigen Versprechungen eine vierte gewählte Amtszeit ab 2011. Das | |
westugandische traditionelle Königreich Bunyoro, in dessen Gebiet die | |
Ölkonzessionen liegen, fordert ein Zehntel der Öleinnahmen. Viehhirten aus | |
anderen Teilen Ugandas sind mit ihren Herden in die Ölgebiete eingewandert, | |
damit sie beim eventuellen Ankauf von Land durch Ölfirmen abkassieren | |
können. | |
Nun kommt eine regionale Krise dazu. Uganda ist auf Kongo ohnehin nicht gut | |
zu sprechen, weil sich dort der berüchtigte ugandische Rebellenführer | |
Joseph Kony verschanzt hat. Nach der Schießerei auf dem See zogen Uganda | |
und Kongo an der Grenze Truppen zusammen; zugleich gab es Krisentreffen. | |
Heritage kündigte am Dienstag an, die Bohrungen in Block 3 A würden | |
"unverzüglich wiederaufgenommen", man lasse sich aber von Ugandas Armee | |
schützen. | |
8 Aug 2007 | |
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Flüchtlinge | |
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Überlebenden für beendet. |