# taz.de -- Lobby-Job: Senatssprecher will mehr Kohle | |
> Der Ex-Wahlkampfmanager von Gerhard Schröder, Michael Donnermeyer, heuert | |
> beim Lobbyverband der Energiekonzerne an. Grünen kritisieren Verflechtung | |
> mit Kohleindustrie. | |
Bild: Der Herr rechts freut sich: Er hat einen neuen, lukrativen Job | |
Geht ein Berliner Sozialdemokrat in die freie Wirtschaft, landete er bisher | |
meist auf dem Chefsessel einer Wohnungsbaugesellschaft. Mit Michael | |
Donnermeyer probt die Berliner SPD nun die Art des Jobwechsels à la NRW: | |
Der langjährige Senatssprecher und ehemalige Wahlkampfmanager von Gerhard | |
Schröder wird - wie andere Genossen in Nordrhein-Westfalen vor ihm - am 1. | |
Oktober Lobbyist der großen Energiekonzerne. | |
Allzu weit wird es der 47-Jährige zum neuen Job nicht haben. Als | |
Geschäftsführer des erst im August gegründeten Informationszentrums | |
klimafreundliches Kohlekraftwerk (IZ Klima) hat Donnermeyer seinen Sitz in | |
der Markgrafenstraße, nicht weit vom Roten Rathaus entfernt. Dort soll er | |
vor allem für das so genannte CO2-freie Kraftwerk werben, bei dem die | |
schädlichen Kohlendioxide abgeschieden und unterirdisch gelagert werden | |
sollen. Finanziert wird das IZ Klima von sieben Energieunternehmen, | |
darunter den vier großen der Branche, Vattenfall, Eon, RWE und EnBW. | |
Als Grund für den Wechsel nennt Donnermeyer den Wunsch, "nach fast sechs | |
Jahren einfach einmal wieder etwas Neues zu machen". Die letzten Jahre | |
hätten "großen Spaß" gemacht, "aber das ist jetzt ein attraktives Angebot | |
mit einem interessanten Aufgabenfeld". Wer ihm als Senatssprecher folgen | |
wird, ist laut Donnermeyer noch nicht entschieden. | |
Ganz so einfach wird der Wechsel für die SPD dennoch nicht sein. Immerhin | |
plant Vattenfall, des Brot Donnermeyer nun isst, in Berlin ein neues | |
Kohlekraftwerk. Entsprechend fiel gestern der Kommentar der Grünen zum | |
Seitenwechsel des Senatssprechers aus. Anders als in Bremen, wo nach dem | |
Einzug der Grünen in den Senat die Pläne für einen Kohlekraftwerksneubau | |
gekippt wurden, setze rot-rot in Berlin dem Kraftwerksbau keinen Widerstand | |
entgegen, erklärte der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Michael | |
Schäfer. Vielmehr sei der Wechsel "zum Verband der Kohlelobbyisten ein | |
weiteres Symbol für die Verflechtung der SPD mit der Kohleindustrie", so | |
Schäfer. | |
Alles Unsinn, hält der SPD-Umweltpolitiker Daniel Buchholz den Grünen | |
entgegen. "Auch die Berliner SPD ist der Meinung, dass das geplante | |
Kraftwerk eine Nummer zu groß ist." Mit dem Lobbyisten Donnermeyer, so | |
meint Buchholz, komme Vattenfall dem Kohlekraftwerk in Berlin keinen | |
Schritt näher. | |
Der als Sohn eines Bergmanns 1960 in Westfalen geborene Donnermeyer war vor | |
seiner Zeit als Senatssprecher Sprecher der Bundes-SPD unter Gerhard | |
Schröder und Franz Müntefering. Bis heute hält sich das Gerücht, der | |
studierte Germanist und Historiker sei auf Anraten des damaligen | |
Bundeskanzlers Schröder nach Berlin gegangen, um Klaus Wowereit und seiner | |
2002 eingegangenen rot-roten Koalition auf die Finger zu schauen. | |
23 Aug 2007 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
## TAGS | |
Peer Steinbrück | |
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