# taz.de -- Kommentar Klimaschutz: Allein, es fehlt an Taten | |
> Der Kabinettsbeschluss zum Klimaschutz klingt nach ein großer Wurf. | |
> Schaut man aber ins Detail, tun sich große Lücken auf. Noch immer haben | |
> die Lobbys zu großen Einfluß. | |
Nun hat die große Koalition also ganz offiziell beschlossen, das Klima per | |
Gesetz zu retten. Bauherren, Autofahrer, Unternehmer - alle sollen helfen, | |
Gletscherschmelze und Wetterkapriolen einzudämmen. Die Kanzlerin Angela | |
Merkel macht damit ein radikales Eingeständnis: Die Selbstverpflichtungen | |
der Wirtschaft sind tot. Sehr gut! | |
Viel zu lange haben die deutschen Regierungen unterschiedlichster Couleur, | |
ob schwarz-gelb oder rot-grün, Allianzen mit den Lobbys ausgekungelt, | |
undemokratisch am Parlament vorbei. Auch dank Angela Merkel. Sie hat als | |
Umweltministerin unter der Regierung Helmut Kohls den unseligen | |
Selbstverpflichtungen erstmals Vorrang vor Recht und Gesetz gegeben. Wozu | |
haben sich die Industrieverbände fortan nicht alles freiwillig | |
verpflichtet: Die Energiekonzerne versprachen der Republik moderne | |
Kraftwerke, die weniger Treibhausgase in die Luft pusten. Die Autobauer | |
kündigten eine bessere, Sprit sparende Technik an. Und die | |
Mineralölwirtschaft wollte die Heizungen sparsamer machen. Auch der grüne | |
Umweltminister Trittin nahm das CO2-Spargelübde so hin, das ihm der | |
Bundesverband der Deutschen Industrie seinerzeit machte. Passiert ist - | |
nichts. | |
Statt weniger CO2 zu produzieren, sind die Emissionen zwischenzeitlich | |
sogar angestiegen. Viel zu spät kommen die ewigen Mauschler nun in | |
Bedrängnis. Sicher, sie mussten sich schon mal mit dem Dosenpfand, der | |
Altautoverordnung und dem Emissionshandel abfinden. Doch viel mehr | |
Vorschriften mussten sie bisher nicht fürchten. Insofern bedeutet die | |
Klimavereinbarung von Meseberg ein Umdenken in der Umweltpolitik. Nur - und | |
das ist das große Problem - die Einsicht von Merkel und Co. geht bei weitem | |
nicht weit genug. | |
Die Wirtschaft wird weiterhin zu sehr geschont. Ob sich Firmen einen | |
Energiemanager ins Haus holen müssen, der Verschwendung aufspürt? Dazu soll | |
es noch eine Absprache mit der Wirtschaft geben. Die verbraucherfreundliche | |
Kennzeichnung von Stromfressern? Sie bleibt für Hersteller freiwillig. | |
Rhetorisch ist die Selbstverpflichtung tot, im Kleingedruckten lebt sie | |
aber munter weiter. So bleibt die Regierung Taten im Kampf gegen den | |
Klimawandel schuldig. | |
24 Aug 2007 | |
## AUTOREN | |
Hanna Gersmann | |
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