# taz.de -- Einigung: Terrorcamper sollen bestraft werden | |
> Besucher von Terror-Ausbildungslagern müssen künftig mit Strafe rechnen. | |
> Das Thema Onlinedurchsuchung hat die Innenministerkonferenz dagegen | |
> vertagt. | |
Bild: Videoaufnahme von Terror-Ausbildung im pakistanischen Grenzland zu Afghan… | |
Wer sich in Terrorcamps im Ausland ausbilden lässt, muss nach seiner | |
Rückkehr nach Deutschland künftig mit einer Strafverfolgung rechnen. So | |
soll die Teilnahme an Terrorcamps oder die Werbung für terroristische | |
Aktivitäten nicht länger straffrei bleiben. So lauten die Ergebnisse der | |
Sondersitzung der Innenminister von Bund und Ländern, die am Freitag in | |
Berlin tagte. | |
Die Union will dazu nicht nur das Strafrecht, sondern auch das | |
Ausländerrecht ändern. Wem nachgewiesen werden kann, dass er an | |
Terrortraining im Ausland teilgenommen hat, soll keine Einreiseerlaubnis | |
mehr erhalten oder, sofern er sich bereits im Land aufhält, abgeschoben | |
werden. | |
Ausländische Staatsangehörige, die eine Ausbildung in einem Terrorcamp | |
erfahren hätten, müsse die Rückkehr nach Deutschland verweigert werden, | |
forderte der hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU). "Wir sollten | |
verhindern, dass Leute nach einer Terrorausbildung wieder nach Deutschland | |
kommen", sagte er. Seien sie bereits wieder im Lande, müsse die Möglichkeit | |
geschaffen werden, sie auszuweisen. | |
Keine Einigung gab es hingegen bei dem Streitthema Online-Durchsuchungen. | |
Auch nach dem Sondertreffen geht die Auseinandersetzung zwischen der Union | |
und der SPD darüber weiter. | |
Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der Berliner Innensenator | |
Ehrhart Körting (SPD), sagte, dass es weiterhin Differenzen in der Frage | |
gebe, "ob man und in welchem Umfang und in welcher Tiefe man | |
Online-Durchsuchungen bei Computern macht". Deswegen habe man die | |
Diskussion vertagt. | |
Sein hessischer Kollege Bouffier hingegen sagte, man sei in der Frage | |
"einen Schritt" weitergekommen. "Wir haben die Überzeugung, dass wir dieses | |
Instrument brauchen." Er forderte in Übereinstimmung mit | |
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), die Bundesregierung solle das | |
Gesetzgebungsverfahren nun beginnen. Dann könne nämlich das für Frühjahr | |
2008 erwartete Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu dem entsprechenden | |
Gesetz in Nordrhein-Westfalen noch berücksichtigt werden. "Ich glaube, dass | |
wir dafür nicht mehr sehr viel Zeit haben werden. | |
Diesen Vorschlag lehnt der sozialdemokratische Innenminister | |
Schleswig-Holsteins, Ralf Stegner, ab. Auch Dieter Wiefelspütz, | |
Innenexperte der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion, will die | |
Entscheidung des Verfassungsgerichts abwarten. "Wir werden unsere | |
Entscheidung erst dann fällen", sagte er der taz. "Bis dahin brauchen wir | |
Zeit." Als besonders problematisch betrachtet er die Beweisführung bei | |
Strafe für Reisen ins Terrorcamp. Denn Informationen über Ausbildungen in | |
Terrorcamps kämen in der Regel aus Geheimdienstquellen. "Diese kann man vor | |
Gericht aber nicht verwerten", gibt Wiefelspütz zu bedenken. | |
Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) mahnt zur Ruhe und warnt vor | |
voreiligen Maßnahmen. Sie hatte vor der Konferenz der Innenminister | |
klargestellt, sie wolle sich von der Union nicht zur Eile drängen lassen. | |
Sie lehne die Pläne von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble nicht | |
prinzipiell ab, wolle aber keine überstürzten Entscheidungen: "Man muss | |
erst wissen, worüber man diskutiert." Auch sie lehnte den Vorschlag der | |
Union für eine sofortige Erarbeitung eines Gesetzentwurfs ab. | |
Grüne und Linke kritisieren die Pläne gegen die Terrorlager. Die | |
Innenexpertin der Linken, Ulla Jelpke, bezeichnete das Vorhaben als | |
"populistischen Unfug". Sie erklärte: "Die Innenminister wollen den starken | |
Mann markieren und der Bevölkerung suggerieren, dass sie mit Verboten und | |
Strafen das Problem lösen können." | |
8 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Cigdem Akyol | |
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