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# taz.de -- Angelina Jolie: Mutter gegen den Terror
> Sie ist das Oberhaupt einer Benetton- Kampagnen-Familie und spielt die
> schwangere Frau des von Terroristen getöteten Journalisten Daniel Pearl:
> Angelina Jolie.
Bild: Angelina Jolie ist Mariane Pearl in "Mighty Heart".
Angelina Jolie dürfte gegenwärtig der größte Star sein, der auf Erden
wandelt. Wenn man Star in jenem alten Sinne definiert, der von einer
Einheit von Leben und Werk ausgeht, als Existenzform, die in der
gegenseitigen Beleuchtung der Klatschpressen-Existenz und den Möglichkeiten
künstlerischer Äußerung, die man als Schauspielerin hat, besteht: der
Rollenwahl und der Interpretation dieser Rolle. Ob der "Tomb Rider"-Sex,
die "Durchgeknallt"-Verwirrtheit oder ihre Ehe mit Brad Pitt, die sie in
"Mr. & Mrs. Smith" anbahnte.
Das gilt auch für den neuen Michael-Winterbottom-Film "Ein mutiger Weg",
die Verfilmung von der Entführung und Ermordung des US-Journalisten Daniel
Pearl durch islamische Terroristen in Pakistan 2002. Im Grunde besteht "Ein
mutiger Weg" aus zwei Filmen: dem Winterbottom-Film, der Verlängerung und
Gegenseite seines Guantánamo-Films ist. Und dem Jolie-Film: Sie spielt
Mariane Pearl, die schwangere Ehefrau des Ermordeten und Autorin des Buchs,
das dem Film als Vorlage dient. Sowie sich selbst - nach Maßgabe des
aktuellen Stands der Angelina-Jolie-Existenz.
Der Winterbottom-Film ist ein unaufgeregter Versuch darüber, was es heißt,
in einer Stadt wie Karatschi in der polyglott-internationalen Diplomaten-
und Korrespondentenwelt zu leben, und was passiert, wenn das, worüber man
berichtet, in dieses Leben einbricht. Daniel Pearl, ein Journalist des Wall
Street Journal, will einen islamischen Fundamentalisten treffen. Er wird
entführt und nach sieben Tagen enthauptet. Das Video des Mordes wird
veröffentlicht. "Ein mutiger Weg" spielt fast ausschließlich in der Villa,
in der Pearls Frau unterkommt und wo ein Teil des Fahndungsteams sein Lager
aufschlägt. Es gibt teuren Wein, Mobiltelefone, Computer, Hausangestellte
und bewaffnete Guards an der Tür. In einer Szene schüttelt der Bürochef des
Journal aus New York einem der Guards die Hand, als er die Villa verlässt,
als unbedachte Geste jener instinktiven Alle-Menschen-sind-gleich-Haltung
des Amerikaners. Der Wachmann versteht ihn nicht. Ab und zu geht es für
Razzien hinaus in die Stadt. Einmal wird ein Wohnhaus gestürmt, und der
Kontaktmann des amerikanischen Geheimdienstes sagt zu seinem pakistanischen
Kollegen: "I love this city", kurz bevor sie die Tür eintreten.
Der interessantere (und fragwürdigere) Film ist aber der Jolie-Film. Jolies
Idee des Stars als Weltstar ist ja nicht nur, überall auf der Welt ein Star
zu sein, sondern auch eine Familie zu haben, die sich aus Kindern aus allen
Kontinenten zusammensetzt. Für "Ein mutiger Weg" geht sie noch einen
Schritt weiter: Auch sie selbst, als weiße Amerikanerin, kann die ganze
Welt sein. In diesem Fall eine halbkubanische, leicht dunkelhäutige
Französin. Inklusive Dialekt.
Als wäre das nicht schon larger than life genug, sind die großen Szenen
natürlich die Mutter-Szenen, wenn sie scheinbar nebenbei über ihren Bauch
streichelt oder mit vollem Körpereinsatz ihren Sohn zur Welt bringt. Die
Jolie-Geschichte dieses Films ist, dass es schwierig ist, Mutter zu sein,
dass man sich aber durch nichts und niemanden davon abhalten lassen sollte,
auch nicht von Terroristen, die den dazugehörigen Mann umbringen. Und da
hört der Spaß auf. Denn abgesehen davon, dass dieses Overacting die
zurückhaltende Argumentation des Films sprengt: Zu leben, als sei man die
personifizierte United-Colors-of-Benetton-Kampagne, ist das eine. Das als
Kampf gegen den Terror zu verkaufen, muss aber nicht auch noch sein.
"Ein mutiger Weg". Regie: Michael Winterbottom. Mit Angelina Jolie, Dan
Futterman u. a. USA 2007, 108 min.
12 Sep 2007
## AUTOREN
Tobias Rapp
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