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# taz.de -- Kommentar: Sympathische Rechtsbrüche
> Der Staatsschutz nimmt Politaktivisten fest, die sich für den
> Umweltschutz den Rand der Legalität ausloten. Draf man ihnen dennoch
> applaudieren?
Bild: Wahrscheinlich hoch gefährlich, am besten sofort verhaften! Typischer Lu…
Erste Szene: Junge Menschen brechen in Zehlendorfer Villen ein. Sie klauen
nichts, sondern verrücken nur die Möbel. Und hinterlassen Botschaften an
den Wänden - als Statement gegen die ungleiche Verteilung der Besitztümer.
Zweite Szene: Junge Menschen verärgern die Besitzer von Sprit schluckenden
Luxuskarossen. Sie klauen die Autos nicht, sie zünden sie auch nicht an.
Sie lassen nur die Luft aus den Reifen. Und klemmen Flugblätter hinter die
Scheibenwischer. Mit Statements gegen die unsinnige Belastung des Klimas
durch Autoabgase.
Das Erste war der Plot des Films "Die fetten Jahre sind vorbei", der vor
knapp drei Jahren in den Kinos lief. Mit großem Erfolg. Denn die
Protagonisten genossen die Sympathie ihres Publikums, das in einer beliebig
gewordenen Welt sehnsüchtig auf neue, treffende Formen der politischen
Artikulation wartete.
Die zweite Szene ist Realität. Sie ruft den Staatsschutz auf den Plan, die
Polizei bläst zur Razzia bei den Verdächtigen. Die Boulevardpresse feiert
den Schlag gegen die "Reifen-Deppen".
Dennoch würde man den Festgenommen am liebsten applaudieren. Nicht
klammheimlich, sondern offen und laut. Denn ihre Form des zivilen
Ungehorsams trifft zielgenau diejenigen, die ihr egoistisches Vergnügen
gedankenlos über die Interessen der Gesellschaft stellen. Aber darf man
offen Sympathie äußern für Menschen, die gegen Gesetze verstoßen?
Dritte Szene: Der nicht mehr ganz so junge Innensenator lässt seinen
Dienstwagen von Zeit zu Zeit im Halteverbot stehen. "Ich halte jeden für
einen Heuchler, der behauptet, dass er sich in seinem Leben immer an alles
gehalten hat", sagte Ehrhart Körting (SPD) gestern im Abgeordnetenhaus.
28 Sep 2007
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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Luftschlag: Staatsschutz jagt Plattfüße
Die Polizei nimmt ein Trio fest, das Luft aus den Reifen von Luxuskarossen
abgelassen haben soll. Die Behörde hält die Männer 15 Stunden fest. Dabei
sind sich Juristen nicht mal einig, ob Luftablassen Sachbeschädigung ist.
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