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# taz.de -- Samenspenden: Vater unbekannt
> Sie ist sechsundzwanzig und glaubt, ihre Eltern zu kennen. Bei einem
> Abendessen teilt ihr die Mutter die wahren Zeugungs-Umstände mit:
> Samenspende
Bild: Wer ist mein Vater? Bin ich wirklich Einzelkind?
Sie glaubt, ihre Eltern zu kennen. Gewöhnliche Eltern mit gewöhnlichen
Macken. Doch es ist alles ganz anders. Beim Abendessen teilt ihr die Mutter
die wahren Umstände ihrer Zeugung mitteilt: Samenspende.
Der Mann, den sie Zeit ihres Lebens für ihren Vater gehalten hatte, war in
seiner Jugend an Hodenkrebs erkrankt und unfruchtbar geworden. Alle
Ähnlichkeiten zwischen ihnen waren zufällig, hatten mit Genetik nichts zu
tun.
Für die Mutter war ein Familienleben ohne Kinder unvorstellbar, so nahmen
die Eltern das Angebot der Essener Frauenklinik zur anonymen Samenspende
an.
Schätzungsweise hunderttausend bis hunderfünzigtausend Kinder in
Deutschland, sind so genannte Spenderkinder, die meisten entstammen wie sie
einer anonymen Spende. Ihren Eltern rät man, sie früh über ihre Herkunft
aufzuklären. Nach dem Abend, der ihr Leben veränderte, bricht sie den
Kontakt zu ihren Eltern ab.
Das Urvertrauen in ihre Lebenswelt existiert nicht mehr. Wem soll sie noch
glauben, wenn die Menschen, denen sie am meisten vertraute, sie
jahrzehntelang belogen haben?
Mit dieser neuen Ungewissheit macht sie sich auf die Suche nach ihren
Wurzeln. Wer ist nun dieser Mann, der ja ihr genetischer Vater ist? Ist sie
wirklich ein Einzelkind, wie sie immer glaubte, oder hat sie noch
Halbgeschwister, von denen sie nichts weiss? Weder ihre Eltern, noch die
Klinik können ihr diese Frage beantworten, alle Unterlagen wurden zehn
Jahre nach erfolgreicher Befruchtung vernichtet.
Sie kämpft um ein Recht, das sie nicht bekommen wird, das Wissen auf
Abstammung. Sie hat sich einen Anwalt genommen, betreibt Lobbyarbeit, geht
an die Öffentlichkeit und bleibt doch anonym.
Nun fordert sie vom Klinikum Essen Schadenersatz, es geht nicht nur um
Geld, es geht auch um ihre Selbstachtung.
Das eigentliche Portrait "Vater: unbekannt" erscheint am Samstag im Magazin
der Tageszeitung. Am Kiosk.
4 Oct 2007
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Familie
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