# taz.de -- Klimaforschung: Hightech gegen die Erderwärmung | |
> Nach dem Klima-Nobelpreis melden deutsche Klimatologen Forschungsbedarf | |
> an. Mit der Politik suchen sie eine Strategie, die auch der Wirtschaft | |
> nützt. | |
Bild: Auch ein unterbelichtetes Thema der Klimaforschung: Wolken, hier übe Fra… | |
Viel Zeit zum Feiern hatten die deutschen Klimaforscher nach Bekanntgabe | |
des Friedensnobelpreises nicht. Dabei fühlen sie sich durch die | |
Auszeichnung des Weltklimarates IPCC auch ein bisschen mitgeehrt. An allen | |
Teilen des diesjährigen UN-Klimaberichts waren deutsche Wissenschaftler | |
maßgeblich beteiligt. "Die deutsche Klimaforschung ist in einer führenden | |
Position", konstatierte Peter Lemke vom Bremerhavener | |
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, der als einer der | |
Koordinatoren am IPCC-Bericht beteiligt war. | |
Doch schon drei Tage nach der Ehrung geht es den deutschen | |
Klimawissenschaftlern, die sich gestern in Berlin zum "Deutschen | |
Klima-Konsortium" (DKK) zusammenschlossen, vor allem um eins: neuen | |
Forschungsbedarf. Zum Beispiel die Rolle von Wolken und Regen für das | |
Klima. "Der gesamte Wasserkreislauf ist noch nicht vollständig verstanden", | |
so Lemke. Auch die Erforschung der regionalen Wirkung des Klimawandels | |
stecke "noch in den Kinderschuhen". | |
Ebenso sei die wirtschaftliche Dimension des Klimawandels ist bislang nur | |
wenig erforscht: Wie verteilen sich die Kosten auf die Weltregionen? Und: | |
Wie teuer sind angebliche Lösungswege wie Biomasse oder Biosprit | |
tatsächlich? "Diese Fragen kann man nur noch interdisziplinär beantworten", | |
sagte Gernot Klepper vom Kieler Institut für Weltwirtschaft, der als Ökonom | |
ebenfalls dem neuen Konsortium angehört. Der Beitrag der Wirtschafts- und | |
Sozialwissenschaften könnte auch in der Aufklärung der Bevölkerung liegen: | |
"Die Leute glauben eher den Kosten von heute als den Kosten der Zukunft", | |
so Klepper. "Darum müssen wir bessere Informationen über die Kosten der | |
Zukunft liefern." | |
Jetzt wollen sich die 19 führenden Klimaforschungsinstitute mit der DKK | |
eine eigene Plattform schaffen. Mit dabei sind Meteorologen, Geologen, | |
Meeresforscher und Wirtschaftswissenschaftler. Eines ihrer wichtigsten | |
Anliegen wird sein, zusätzliches Geld für die Forschung locker zu machen. | |
"Forschungsbedarf ist immer auch Finanzierungsbedarf", sagte Koordinator | |
Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. | |
Für den Klimaforschungsgipfel von Bildungsministerin Annette Schavan, der | |
an diesem Dienstag in Berlin stattfindet, hat er eine genaue Auflistung des | |
Forschungsbedarfs erstellt. Die Wissenschaftler wollen gemeinsam mit | |
Experten aus Politik und Wirtschaft vier so genannte "Innovationsallianzen" | |
schmieden, die zum Beispiel die Forschung zu Energiespeicherung | |
voranbringen sollen. Ziel dieser "Hightech-Strategie" ist neben dem | |
Klimaschutz auch die Stärkung der deutschen Wirtschaft. | |
Pünktlich zum Semesterbeginn drängt auch der wissenschaftliche Nachwuchs in | |
die Klimaforschung. "Die Zahl der Studenten hat sprunghaft zugenommen", | |
berichtete Clemens Simmer, Professor für Meteorologie an der Universität | |
Bonn. Seit etwa drei Jahren habe sich die Zahl der Meteorologie-Studenten | |
verdoppelt. Während potenzielle Studienbewerber früher eher in die | |
Informatik abgewandert seien, interessierten sie sich jetzt wieder für das | |
Klima. Die Angebote der Universitäten passen sich entsprechend an: Die Uni | |
Hamburg bietet einen Master in Klimasystemanalyse an, und an der Uni Kiel | |
kann man ab diesem Wintersemester einen Master in Klimaphysik wählen. | |
16 Oct 2007 | |
## AUTOREN | |
Nikolai Fichtner | |
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