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# taz.de -- Polizeiaktion in Sizilien: Mafia-Boss verhaftet
> Die italienische Polizei hat Salvatore lo Piccolo verhaftet, mutmaßlicher
> Chef der sizilianischen Mafia. Und hofft auf die Zerschlagung der Cosa
> Nostra.
Bild: Geschnappt: Salvatore lo Piccolo.
ROM taz Gleich vier der 30 meistgesuchten Bosse auf einen Streich - eine
Verhaftungsaktion wie die am Montag hat Sizilien lange nicht mehr erlebt.
Und es waren nicht irgendwelche Mafiosi, die der da Polizei ins Netz
gingen. Mit Salvatore Lo Piccolo wurde der "Boss der Bosse" verhaftet, der
mutmaßliche Chef der Cosa Nostra in Sizilien, dazu sein Sohn Sandro und
zwei weitere Schwergewichte. Sie hatten sich zu einem Gipfeltreffen
verabredet.
Erst vor 19 Monaten war der 65-jährige Lo Piccolo zum Mafiakönig
aufgestiegen, als sein Vorgänger Bernardo Provenzano in einer Bauernhütte
von den Fahndern aufgespürt wurde. Provenzano und dessen Kumpan Totò Riina
(1993 verhaftet) hatten jahrzehntelang als "Corleonesi" den Ton angegeben
und eine breite Blutspur über die Insel gezogen. Und Lo Piccolo hatte
seinerzeit schnell begriffen, dass die zwei Provinz-Brutalos auch in dem
grausamen Mafia-internen Krieg der 80er Jahre den Sieg davon tragen würden.
Begonnen nämlich hatte der seit über 20 Jahren abgetauchte Lo Piccolo als
Chauffeur und Killer im Dienste eines jener Bosse, die dann von den
Corleonesi beseitigt wurden. Kein Problem: Lo Piccolo hatte rechtzeitig die
Seiten gewechselt und diente als treuer Provenzano-Statthalter im
westlichen Teil der Provinz von Palermo. Baugeschäfte,
Schutzgelderpressung, Supermärkte, Bingosäle - wie es sich für einen Boss
gehört, diversifizierte er sein Business.
Vor allem aber hatte er die Verlierer im Mafia-Krieg nicht vergessen. Die
Überlebenden waren in die USA geflüchtet - und der wendige Lo Piccolo war
es, der über sie die Kontakte zur US-Cosa Nostra neu belebte, um gemeinsame
Drogengeschäfte aufzuziehen. Als dann Provenzano in Haft kam, war seine
Stunde gekommen. Er genehmigte sich gleich eine Gehaltserhöhung: Während
Provenzano sich mit 20.000 Euro monatlichem "Grundgehalt" aus den
Schutzgelderpressungen der Mafia beschieden hatte, verdoppelte Lo Piccolo
sein Salär auf 40.000 und konzedierte seinem Sohn weitere 25.000; 11.000
Euro monatlich gingen an die Gattin.
Damit ist es jetzt vorbei. Voller Überschwang erklärte die
Staatsanwaltschaft von Palermo, jetzt könne es womöglich sogar gelingen,
die mafiösen Strukturen in der Stadt zu zerschlagen. Die Freude kommt
vielleicht etwas vorschnell, denn noch einer reibt sich die Hände: Matteo
Messina Denaro, der Boss aus Trapani, der mit Lo Piccolo um die Führung der
Cosa Nostra rivalisiert hatte.
6 Nov 2007
## AUTOREN
Michael Braun
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