# taz.de -- US-Reaktion auf Pakistans Notstand: Signale der Enttäuschung | |
> Die USA reagieren zurückhaltend auf den Ausnahmezustand - Kritik und | |
> Tadel aus Washington blieben verhältnismäßig moderat. | |
Bild: Außenministerin Rize kündigte, an Hilfsleistungen an Pakistan überdenk… | |
NEW YORK taz Die US-Administration reagierte zunächst zurückhaltend auf die | |
Ankündigung des pakistanischen Militärmachthabers General Pervez Musharraf | |
vom Samstag, das Kriegsrecht im Lande zu verhängen. Trotz der Tatsache, | |
dass Musharraf Menschenrechtsaktivisten und Oppositionelle hat inhaftieren | |
lassen, erwägt die US-Regierung, ihre Milliarden-Dollar-Hilfen weiter | |
fließen zu lassen. "Wir werden unsere Hilfsleistungen überprüfen", kündigte | |
Außenministerin Condoleezza Rice auf einer Pressekonferenz in Jerusalem an. | |
Die USA zahlen monatlich 150 Millionen US-Dollar an das Musharraf-Regime. | |
US-Präsident George W. Bush nannte Musharraf einst seinen "engsten | |
Verbündeten". | |
Am Montag hat US-Verteidigungsminister Robert Gates Musharraf zur | |
sofortigen Rückkehr zur Demokratie aufgerufen. Er müsse seinem Land "so | |
schnell wie möglich" seine verfassungsmäßige Ordnung zurückgeben. | |
Außenministerin Rice erklärte am Sonntag, dass ein großer Teil der US-Hilfe | |
seit den Terrorattacken des 11. September 2001 speziell für | |
Anti-Terror-Missionen des pakistanischen Militärs bestimmt seien. Die | |
bisherigen Hilfen belaufen sich auf insgesamt 11 Milliarden US-Dollar, | |
mehrheitlich in Militärausrüstung und direkten Zahlungen ans pakistanische | |
Militärbudget. "Ich wäre sehr überrascht, wenn irgendjemand vom | |
US-Präsidenten verlangen würde, er solle unsere Besorgnis hinsichtlich des | |
Terrorismus hintenanstellen. Offensichtlich hat sich die Lage in Pakistan | |
geändert und wir müssen nun prüfen, wo wir stehen." | |
Mehr Kritik und Tadel gab es zunächst aus Washington nicht. Rice gab an, | |
mit Musharraf zuletzt am vergangenen Mittwoch persönlich gesprochen zu | |
haben. Sie habe Pakistans Präsidenten gegenüber deutlich gemacht, dass die | |
USA keine Maßnahmen unterstützen würden, die die Verfassung des Landes | |
außer Kraft setzten. Nach Befürchtungen aus Pakistan befragt, dass die | |
Wahlen nun um bis zu ein Jahr verschoben werden könnten, sagte Rice, sie | |
habe offiziell nichts dergleichen aus Islamabad gehört. "Aber wir sind | |
unmissverständlich der Ansicht, dass die Wahlen zeitnah stattfinden müssen, | |
was Anfang nächsten Jahres wäre." Rice widersprach zudem Kommentaren, dass | |
die US-Politik in Pakistan einen Rückschlag erlitten habe. "Es ist ein | |
Rückschlag auf dem demokratischen Weg Pakistans. Es muss aber kein | |
Rückschlag bleiben, wenn Pakistan zur Verfassungsordnung zurückkehrt und | |
die Wahlen wie vorgesehen stattfinden." | |
Unterdessen hat die US-Administration die für diese Woche in Islamabad | |
geplanten gemeinsamen Sicherheitsberatungen verschoben. Der Chef der | |
US-Delegation, der Unterstaatssekretär im Verteidigungsministerium Eric | |
Edelman, war bereits auf dem Weg nach Pakistan, als ihn die Anweisung | |
erreichte, Washington wünsche gegenwärtig keine Beratungen. Das | |
Verteidigungsministerium teilte mit, das signalisiere "eine gewisse | |
Enttäuschung" über Präsident Musharraf. | |
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des US-Senats, der Demokrat | |
Joseph Biden, stimmt dem Vorhaben der US-Regierung zu, die Pakistan-Hilfe | |
zu überprüfen. "Ich glaube aber nicht, dass das Weiße Haus gegenwärtig | |
weiß, wie es reagieren soll. Sie hoffen wohl immer noch, dass das | |
Kriegsrecht in Pakistan morgen wieder aufgehoben wird, aber ich glaube, wir | |
machen uns da was vor", sagte Biden. | |
5 Nov 2007 | |
## AUTOREN | |
Adrienne Woltersdorf | |
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