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# taz.de -- Häuserkampf: Köpi soll abgerissen werden
> Den BewohnerInnen des Hausprojekts Köpi ist gekündigt worden. Offenbar
> will der Eigentümer einen Neubau errichten. Die BewohnerInnen
> organisieren nun den Protest dagegen - europaweit.
Bild: Risikozone Köpi
Für die BewohnerInnen des autonomen Kultur- und Hausprojekts Köpi in Mitte
wird es ernst. Alle 20 Wohnungen wurden vom Eigentümer zum 31. Mai
kommenden Jahres gekündigt. Das sagte ein Bewohner des Hauses der taz. Der
Eigentümer der Immobilie, die Plutonium 114 GmbH mit Sitz in Berlin, hätte
zudem mehrfach deutlich gemacht, dass man spätestens ab 1. Juni 2008 mit
den Bauarbeiten beginnen will. "Jetzt geht es für uns um alles oder
nichts", sagte Bewohner Frank, der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung
lesen möchte.
Nach seiner Auskunft lautet die Begründung für die Kündigungen, dass das
Haus unwirtschaftlich wäre und ein Abriss und Neubau billiger käme als eine
Sanierung. Die Bewohnerinnen wollen gegen die Kündigungen klagen.
Und die Aussichten sind nicht nur trübe. Rechtsanwalt Moritz Heusinger, der
die Köpi juristisch vertritt, kann den Wohnungskündigungen sogar etwas
Positives abgewinnen. "Der Eigentümer hat zur Kenntnis nehmen müssen, dass
für die Köpi geltende Mietverträge existieren, die er nicht einfach
ignorieren kann." In der ersten Phase nach der Ersteigerung im Mai habe der
Eigentümer noch auf den Standpunkt gestanden, es bestünden keine
Mieteverträge für das Hausprojekt, und setzte auf eine schnelle
polizeiliche Räumung. Rein juristisch betrachtet stehen die Chancen für die
Köpi-BewohnerInnen jetzt deswegen gar nicht schlecht, meint Heusinger. Er
geht jedoch von einer langen juristischen Auseinandersetzung aus.
Bereits in den kommenden Wochen beginnen die Köpi-BewohnerInnen deshalb mit
der Mobilisierung für eine Aktionswoche vom 28. Mai bis 1. Juni 2008 und
eine europaweite Solidaritätsdemonstration am 31. Mai in Berlin. Daran soll
sich ein großes Straßenfest anschließen. "Weil mit mehrsprachigen Flyern
und Plakaten in zahlreichen europäischen Ländern für die Aktion geworben
werden soll, wird damit schon jetzt angefangen", so Frank.
Die Köpi wurde 1990 besetzt und wenige Jahre später legalisiert. Das Haus
ist ein Zentrum der linken Szene. Es gibt regelmäßig Konzerte und
Filmvorstellungen, zwei Kneipen und mehrere Proberäume. Sportinitiativen
treffen sich hier ebenso wie Politgruppen. Das Haus direkt am einstigen
Mauerstreifen in Spreenähe hat in der Vergangenheit mehrfach den Besitzer
gewechselt - ohne dass dies jedoch konkrete Folgen für die Bewohner gehabt
hätte. Im Mai wurde es erneut versteigert - die damaligen Befürchtungen der
BewohnerInnen, der neue Eigentümer wolle das Haus räumen lassen und das gut
gelegene Grundstück neu bebauen, scheinen sich nun zu bestätigen.
Denn die BewohnerInnen befürchten, dass der Eigentümer Vorwände für eine
Räumung sucht. So habe er in der letzten Zeit nach Gärtnern gesucht, die
auf dem Grundstück der Köpi Bäume fällen sollten. Die angefragten Personen
hätten sich aber geweigert und die Köpi-BewohnerInnen informiert. Würde der
Eigentümer Personal finden, das sich dazu bereit erklärt, könnte die
Auseinandersetzung schon lange vor dem 31. Mai beginnen. Denn in einem
solchen Einsatz auf dem Köpi-Grundstück verstehe man "als Angriff", der mit
"aller Macht" verhindert werden würde, so die BewohnerInnen in einer
Mitteilung. Das wiederum könnte der Eigentümer nutzen, um unter
Polizeischutz auf das Gelände zu gelangen. Selbst eine Räumung des Hauses
wäre dann mit dem Argument, dass von dort Gefährdungen ausgehen, auch ohne
langwierige Räumungsklagen möglich.
Vom Eigentümer selbst war trotz mehrfacher Anfrage keine Stellungnahme zu
erhalten.
12 Nov 2007
## AUTOREN
Peter Nowak
## TAGS
Köpi
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