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# taz.de -- Grüne Konsumportale: Ökologisch suspekt
> Internetportale mit Tipps für kritische Konsumenten liegen im Trend. An
> Werbung mangelt es ihnen nicht - deswegen aber an Glaubwürdigkeit.
Bild: Viel Werbung, viel Wirtschaft, wenig Glaubwürdigkeit - Schwächen vieler…
Damit Lohas - wir erinnern uns: grüne KonsumentInnen - sich und anderen
ihre Tipps, Meinungen und Entdeckungen zum nachhaltigen und gesunden
Lebensstil mitteilen können, besuchen sie Konsumportale im Internet. Viele
Amerikaner schwören schon länger auf die Websites mit Weisheiten für den
modernen Öko, und auch in Deutschland werden derartige Portale täglich
häufiger angeklickt: Auf [1][lohas.de], [2][ivy.de] oder [3][utopia.de]
kann man den Bionade-Gründer Plätzchen backen sehen, Energiesparlampentests
lesen oder - powered (nicht ökopowered) by Amazon - in wild
zusammengestellten CDs und Buchtipps stöbern: Die Bravo-Hits 2007 und Kylie
Minogue sind demnach das, was Lohas hören wollen, während sie an der
Solaranlage basteln.
Das Problem mit den Gutmenschenportalen liegt eh nicht im Inhalt, sondern
in der Form: Auch kritische Konsumportale bestehen größtenteils aus
Werbung, und Werbung lügt prinzipiell, indem sie Fehler und Schwächen eines
Produkts verschweigt. Trotz unterstützenswerter Themen und hübscher
Vergleichstests von Biolebkuchen ist ein Konsumportal eben auch nur ein
weiteres Portal mit Identifikations-T-Shirts, einer Community und Blogs für
Leute mit viel Zeit.
Die deutschen Portale sind unterschiedlich übersichtlich und setzen
unterschiedliche Schwerpunkte - bei [4][lohas.de] ist es die Wirtschaft,
bei [5][utopia.de] der Genuss -, doch gemeinsam ist den meisten, dass man
zusätzlich zu kurzen Texten, Produktübersichten und -tipps oder Links zu
anderen Medien kleine Filme angucken kann - genau wie bei ihren
amerikanischen Vorbildern: Beim Portal [6][treehugger.com] geht jemand mit
einem „nutrition expert“ einkaufen und findet heraus, dass Biomilch besser
ist wegen glücklicher Kühe und fehlender Pestizide - eventuell ist das
ohnehin schon bekannt, aber auch andere Sender wiederholen sich.
Etwas politischer und humorvoller gibt sich [7][grist.org], ein
US-amerikanisches Portal, das unter „How green is your candidate?“
Interviews zu grünen Themen mit den aktuellen PräsidentschaftsbewerberInnen
veröffentlicht - in Zusammenarbeit mit einem Reise- und Abenteurerportal
übrigens.
Eine stärkere politische Dimension fehlt den meisten deutschen Portalen
dagegen noch. Es wäre eine Chance, sie von der reinen Werbesammlung in
etwas glaubwürdigere Informationsquellen zu verwandeln.
Genau wie Bionade durch den Vertrieb von Coca-Cola an ökologisch korrekte
durstige StudentInnen verkauft wird und das nicht unbedingt als großer Name
im Nachhaltigkeitssektor bekannte Amazon die Loha-Literatur mitbestimmt,
vermischt sich bei den Portalen immer wieder Großkonzern- mit
Biobauernhofmentalität - was einerseits nötig ist, um die Loha-Werte
möglichst weit zu verbreiten, andererseits aber auf Dauer an der
Glaubwürdigkeit kratzen wird. Und dass Bionade die Welt auch nicht stante
pede besser macht, vor allem wenn man sie im McDonalds-Ableger McCafé
schlürft, ist das Problem bei dem hehren Versuch, richtig konsumieren zu
wollen. Ein Ökoauto ist eben noch immer ein Auto. Das schlechte Gewissen,
das man haben sollte, wenn man das Auto nimmt, um mal kurz die
Pfandflaschen wegzubringen, darf sich noch nicht ganz verabschieden.
19 Dec 2007
## LINKS
[1] http://lohas.de
[2] http://ivy.de
[3] http://utopia.de
[4] http://lohas.de
[5] http://utopia.de
[6] http://treehugger.com
[7] http://grist.org
## AUTOREN
Jenni Zylka
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