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# taz.de -- Kommentar: Senat fördert Baugruppen
> Nach jahrelanger Debatte entschließt sich der Senat, Baugemeinschaften zu
> unterstützen. Der Wiedereinstieg in die Wohnbauförderung ist radikal und
> überfällig.
Bild: Bau auf, bau auf: Baugruppen können schon mal in die Hände spucken
Man mag es kaum glauben. Nach monatelangem Ringen hat der Senat tatsächlich
beschlossen, Baugruppen künftig besser zu fördern. Dafür sollen nicht nur
landeseigene Grundstücke bereitgestellt werden, sie werden auch zum
Verkehrswert angeboten und nicht zum maximal erzielbaren Preis. Das klingt
wie eine kleine buchhalterische Neueinstufung. Tatsächlich aber verbirgt
sich dahinter eine genauso radikale wie überfällige Neuorientierung der
Landesregierung.
Zunächst einmal steigt der Senat mit seinem Beschluss wieder in die
Wohnungsbauförderung ein, aus der er sich erst 2003 zu Recht verabschiedet
hatte. Die Rückkehr vollzieht sich jedoch unter völlig neuen Vorzeichen.
Statt auf große Investoren, die in erster Linie an Profit und
Steuerabschreibungen interessiert sind, setzt der Senat nun auf kleine
Gruppen, die in eigenem Interesse in die Stadt investieren.
Das klingt nach Unterstützung von Partikularinteressen - und genau darin
liegt der Reiz. Denn so entstehen zwangsläufig bewohnerorientierte
Neubauten, die auch die Sozialstruktur in den Kiezen stabilisieren. Zudem
überweist das Land künftigen Bauherren nicht mehr die üblichen Millionen
direkt aufs Konto. Stattdessen setzt es klug das größte Kapital ein, dass
Berlin noch geblieben ist: Grund und Boden.
Dahinter steckt die weitreichende Erkenntnis, dass die chronisch klamme
Stadt ihr größtes Kapital nicht einfach verscherbeln darf, um die Löcher im
Haushalt zu stopfen. Es sollen, so verkündete der rot-rote Senat in seiner
neu erworbenen Weisheit, tatsächlich die inhaltlichen Qualitäten eines
Projekts den Ausschlag darüber geben, wer ein Grundstück erwirbt. Neben dem
zu erzielenden Preis sollen stadtentwicklungs-, wohnungspolitische und
kulturwissenschaftliche Belange berücksichtigt werden.
Die Landesregierung hat begriffen, dass sie die Stadt nicht nur
notverwalten, sondern tatsächlich gestalten darf. Man mag es kaum glauben.
19 Dec 2007
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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