Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Pakistan: Blutiges Chaos, eiskalt kalkuliert
> Gnadenlos bekriegen die Islamisten die pakistanische Bevölkerung. Damit
> wollen sie den Staat ins Wanken bringen - ganz gleich, wie viele
> Unschuldige dabei ums Leben kommen.
Bild: Verwundeter nach dem Anschlag.
Die Heftigkeit des Anschlages vom Freitag kommt einer Kriegserklärung an
den pakistanischen Staat gleich. Denn das Ziel des Attentats war sorgfältig
ausgewählt: Mit Aftab Sherpao sollte ein ehemaliger Minister getötet
werden. Die Botschaft an die Vertreter des Staates lautet: Ganz gleich, wo
ihr euch bewegt, ganz gleich, wie viele Unschuldige dabei ums Leben kommen,
unseren mörderischen Terrorakten könnt ihr nicht entkommen.
Den Fanatikern dürfte die Wahl am 8. Januar eine besonders gute Kulisse für
ihre tödliche Strategie liefern. Das zeigte bereits der verheerende
Anschlag auf den Paradewagen von Expremierministerin und Volkspartei-Chefin
Benazir Bhutto nach ihrer Rückkehr nach Pakistan. Das Kalkül der
Islamisten: möglichst viel Chaos stiften, um so den Staat ins Wanken zu
bringen.
Ihr Vorbild dürften dabei die islamischen Unruhen sein, die zum Sturz des
Schahs im benachbarten Iran führten. Damals konnten die fanatischen
Geistlichen dem Staat schnell ihre vorgefertigten Strukturen übergestülpt.
Über Nacht entstand aus dem politischen Vakuum, das der Sturz des
diktatorischen Schah-Staates hinterlassen hatte, das schiitische
Mullah-Regime - obwohl nur ein Teil der Protestierenden einen solchen Staat
gefordert hatte.
Diesmal aber dürften die sunnitischen Extremisten sich verkalkulieren. Zwar
gibt es Berichte, wonach in den letzten Monaten vereinzelt pakistanische
Soldaten zu den Islamisten übergelaufen sind. Auch regt sich in Teilen der
Bevölkerung Kritik an dem blutigen Krieg gegen die Glaubensbrüder im
Nordwesten des Landes und an der Allianz mit den USA. Doch der Großteil der
pakistanischen Bevölkerung kann sich mit der fanatischen Idee eines
Gottesstaates nach dem Vorbild Afghanistans unter den Taliban, kaum
anfreunden. Die meisten hier leben einen Islam, der nichts mit den
mittelalterlichen Einstellungen der Islamisten gemein hat.
Die wird das jedoch kaum davon abhalten, weiter ihrer Terror-Strategie zu
folgen. Die Parlamentswahlen in gut zweieinhalb Wochen könnten tragisch
enden.
22 Dec 2007
## AUTOREN
Sascha Zastiral
## ARTIKEL ZUM THEMA
Über 50 Anschlagsopfer in Pakistan: Terror im Wahlkampf
Bei einem Selbstmordanschlag in einer Moschee sterben über 50 Menschen. Das
Attentat galt dem Exinnenminister und Vertrauten von Präsident Musharraf,
Aftab Sherpao.
Gefährlicher islamischer Untergrund: Das Risiko der Politiker
Das Beispiel Sherpao zeigt: Im pakistanischen Wahlkampf sind die Kandidaten
noch gefährdeter als ohnehin schon.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.