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# taz.de -- Über 50 Anschlagsopfer in Pakistan: Terror im Wahlkampf
> Bei einem Selbstmordanschlag in einer Moschee sterben über 50 Menschen.
> Das Attentat galt dem Exinnenminister und Vertrauten von Präsident
> Musharraf, Aftab Sherpao.
Bild: Verwundeter nach dem Anschlag.
Im Vorfeld der Parlamentswahlen am 8. Januar nimmt die Heftigkeit der
Anschläge in Pakistan zu. Gestern starben mindestens 50 Menschen, als sich
in einer Moschee in der Stadt Charsadda ein Selbstmordattentäter in Luft
sprengte. Etwa hundert Menschen wurden verletzt. Pakistans ehemaliger
Innenminster Aftab Sherpao, dem der Anschlag gegolten hatte und der direkt
vor dem Attentäter stand, kam nicht zu Schaden. Einer seiner Söhne wurde
verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, sagte ein Sprecher des Politikers.
Charsadda liegt in der Nähe der umkämpften Stammesgebiete im Nordwesten des
Landes. Die Moschee war zum Zeitpunkt des Anschlages voll, weil gestern der
erste Tag des islamischen Eid-al-Adha-Festes war. Als der Imam das Gebet
mit den Worten "Allah ist groß" einleitete, zündete der Attentäter seinen
mit Nägeln gespickten Sprengsatz.
Noch Stunden nach dem Anschlag herrschten chaotische Zustände.
Rettungskräfte bargen verstümmelte Leichen aus den Trümmern. Augenzeugen
berichteten von verzweifelten Menschen, die sich vor dem Gotteshaus
versammelten und nach ihren Angehörigen suchten.
Sherpao gilt als enger Vertrauter von Präsident Musharraf. Bereits im April
wurde er bei einem Anschlag leicht verletzt. Das gestrige Attentat hat eine
große Symbolkraft, weil Sherpao in seiner Zeit als Innenminister auch mit
der zivilen Terrorbekämpfung betraut war. Präsident Pervez Musharraf
verurteilte den Anschlag auf seinen Exminister. Die pakistanische
Nachrichtenagentur APP meldete, Musharraf habe die Geheimdienste
beauftragt, die Hintermänner des Anschlags ausfindig zu machen.
Pakistan durchlebt derzeit eine noch nie da gewesene Terrorserie. Im Juli
dieses Jahres hatten militante Islamisten eine Moschee in Islamabad besetzt
und sich tagelange Gefechte mit Sicherheitskräften geliefert. Nach einer
Woche ließ Musharraf das Gebäude stürmen. Mehr als hundert Fanatiker kamen
ums Leben. Seitdem vergeht kaum ein Tag ohne Berichte über
Vergeltungsschläge der Islamisten.
Dabei greifen die Terroristen immer offener Vertreter des Staates an.
Bisher waren es vor allem Soldaten in den unruhigen Nordwestprovinzen, die
den Bomben der Selbstmordattentäter zum Opfer fielen. Doch wiederholt
sprengten sich Fanatiker auch in eigentlich hochgesicherten Militäranlagen
in anderen Landesteilen in die Luft und töteten Armeeangehörige.
Die gestrige Tat war die blutigste seit dem Anschlag auf Pakistans
Ex-Premierministerin und Volkspartei-Chefin Benazir Bhutto im Oktober.
Damals kamen 139 Menschen ums Leben, als sich zwei Selbstmordattentäter
neben dem Paradewagen der Politikerin in die Luft sprengten.
Dieser Anschlag und der gestrige auf Sherpao, der für die PPP auf
Wahlkampftour war, lassen für den Urnengang nichts Gutes ahnen. Denn erst
kürzlich hatte ein den Taliban nahestehender Kommandeur Pressevertretern
mitgeteilt, er beabsichtige, die Wahlen um jeden Preis zu verhindern.
22 Dec 2007
## AUTOREN
Sascha Zastiral
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Gnadenlos bekriegen die Islamisten die pakistanische Bevölkerung. Damit
wollen sie den Staat ins Wanken bringen - ganz gleich, wie viele
Unschuldige dabei ums Leben kommen.
Gefährlicher islamischer Untergrund: Das Risiko der Politiker
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noch gefährdeter als ohnehin schon.
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