# taz.de -- Volksbegehren: Religion jetzt unterschriftsreif | |
> Das Volksbegehren für den Religionsunterricht hat die erste Hürde | |
> genommen. Im Juni können die Initiatoren mit der Sammlung von 170.000 | |
> Unterschriften beginnen. | |
Bild: Ein guter Lehrer? Christusfigur in der Berliner Gedächtniskirche | |
Das zweite landesweite Volksbegehren kommt. Der Senat hat am Dienstag das | |
Volksbegehren für ein Wahlpflichtfach Religion an Schulen offiziell | |
zugelassen. Bereits im Juni könnte es starten. Fast 40.000 Unterschriften | |
hatte die Initiative "Pro Reli" dem Senat vorgelegt, rund 35.000 davon hat | |
er nun als gültig anerkannt. Für die Initiative, die von beiden Kirchen | |
unterstützt wird, ist das ein großer Erfolg: Nur 20.000 Unterschriften | |
wahlberechtigter Berliner wären notwendig gewesen. Noch bis zum 14. Februar | |
läuft das Volksbegehren zur Offenhaltung des Flughafens Tempelhof. | |
Die Initiative "Pro Reli" fordert, dass neben dem Fach Ethik ein | |
gleichberechtigter Religionsunterricht angeboten wird und Schüler sich für | |
eines der beiden Fächer entscheiden können. Sie wendet sich damit gegen den | |
rot-roten Senat, der Ethikunterricht nach langen Diskussionen zum Schuljahr | |
2006/07 als Pflichtfach in allen siebten Klassen eingeführt hatte. Religion | |
hingegen ist - seit den 1950er-Jahren - nur ein freiwilliges Zusatzfach. | |
Die Initiative befürchtet, dass nun deutlich weniger Schüler | |
"Reli"-Unterricht besuchen. | |
Das Abgeordnetenhaus hat jetzt vier Monate Zeit, sich mit dem Anliegen der | |
Initiative zu befassen. Sollte es abgelehnt werden - was wahrscheinlich ist | |
-, startet das eigentliche Volksbegehren. Dann muss "Pro Reli" 170.000 | |
Unterschriften in vier Monaten sammeln. Diese zweite Stufe des | |
Volksbegehrens könnte im Sommer beginnen. | |
Listen für Unterschriften werden dann in den Bürgerämtern ausgelegt. | |
Wahrscheinlich dürfen die Unterstützer des Religionsunterrichtes zum ersten | |
Mal auch Unterschriften auf der Straße sammeln. Die entsprechende | |
Gesetzesänderung soll demnächst verabschiedet werden, kündigte Innensenator | |
Ehrhart Körting (SPD) am Dienstag an. Körting erklärte zudem, dass der | |
Senat bei seiner bisherigen Haltung bleibe und das Ziel des Begehrens | |
ablehne. | |
Der Verein "Pro Reli" hat nach eigenen Angaben rund 500 aktive Mitglieder, | |
300 davon aus Pfarreien. Jan Hamburer, der stellvertretende Vorsitzender, | |
sieht dem Volksbegehren optimistisch entgegen: "Da wir jetzt schon viel | |
mehr Unterschriften als nötig sammeln konnten, sind wir sicher, dass wir | |
auch die 170.000 Stimmen zusammenbekommen." Die Religionsbefürworter sind | |
sich der kirchlichen und zum Teil politischen Unterstützung sicher. Bischof | |
Wolfgang Huber und Georg Kardinal Sterzinsky gehörten zu den | |
Erstunterzeichnern, CDU und FDP unterstützen die Idee des fakultativen | |
Religionsunterrichtes. Friedbert Pflüger, Vorsitzender der CDU-Fraktion, | |
kritisierte die "sture Haltung des Senats". | |
Gelingt es der Initiative, auch die geforderten 170.000 gültigen | |
Unterschriften zu sammeln, gibt es nach Auskunft des Landeswahlleiters | |
zwischen März und Mai 2009 einen Volksentscheid. Leicht wird es für die | |
Religionsfreunde aber nicht. Schließlich ist Berlin nicht übermäßig | |
religiös, sagt Michael Efler vom Verein Mehr Demokratie, der die Initiative | |
berät. Seiner Ansicht wird ein Riesenaufwand an Werbung sowie großer | |
finanzieller und personeller Einsatz nötig ein. Auch die Unterstützer des | |
Volksbegehrens für Tempelhof - die von Teilen der Wirtschaft sowie CDU und | |
FDP unterstützt werden - zittern. Gut fünf Wochen vor Ablauf der Frist | |
fehlen ihnen noch 40.000 Unterschriften. | |
9 Jan 2008 | |
## AUTOREN | |
Mary Herrmann | |
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