Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rebellenchef in Kolumbien verhaftet: Stolz auf den Fang
> Ein führendes Mitglied der zweitgrößten Guerilla des Landes ist in Bogotá
> festgenommen worden. Er soll unter anderem einen katholischen Bischof
> ermordet haben.
Bild: Rebellen in Kolumbien
In Kolumbien ist ein führendes Mitglied der zweitgrößten Guerilla des
Landes festgenommen worden. Wie Verteidigungsminister Juan Manuel Santos
mitteilte, wurde Carlos Marín Guarín, alias "Pablito" am Montag in der
Hauptstadt Bogotá verhaftet. Carlos Marín Guarín ist der führenden Kopf der
Guerillaorganisation ELN (Ejército de Liberación Nacional - Nationale
Befreiungsarmee).
Nach Einschätzung der kolumbianischen Regierung ist ihr damit ein wichtiger
Schlag im Kampf gegen die Guerilla gelungen. "Das ist die vielleicht
wichtigste Festnahme eines der führenden Köpfe in der Geschichte des ELN
durch die Armee", zeigte sich der Minister stolz auf den Fang. "Er ist ein
gefährliches Subjekt, das Kolumbien viel Übel angetan hat", so Santos
weiter. Den genauen Ort der Festnahme nannte er nicht, auch nicht wer und
wie viele Personen im Zuge der Operation ebenfalls verhaftet wurden.
"Pablito" sei jedoch nicht der Einzige gewesen.
Nach Angaben der Regierung ist Marín Guarín seit 2006 Mitglied im
sechsköpfigen Zentralkomitee der ELN und die Nummer vier in der Hierarchie
der Guerilla. "Pablito" sei bei der ELN für den Drogenhandel und die
Waffenbeschaffung zuständig gewesen, so Santos. Zudem befehligte er drei
der sieben Kampfeinheiten der Guerilla. "Dieser Rädelsführer ist der
kriegerischste in der ELN und gegen den Friedensprozess", so
Verteidigungsminister Santos.
Marín Guarín wird von der kolumbianischen Regierung für die Ermordung des
katholischen Bischofs von Arauca, Jesús Emilio Jaramillo, im Osten des
Landes verantwortlich gemacht. Der 73-Jährige war 1989 erschossen worden.
"Pablito" habe die Ermordung angeordnet, nachdem der Geistliche mehrmals
öffentlich die Gewalt der ELN in der Region verurteilt hatte.
Ebenso wird dem Guerillero der Angriff auf eine Militärbasis im
venezolanischen Bundesstaat Apure im Jahr 1995 zur Last gelegt. Dabei waren
acht venezolanische Soldaten getötet worden. Und er soll rund 200
Sprengstoffanschläge gegen die Pipeline Caño Limón-Coveñas mitverübt haben.
Sie führt im Norden rund 770 Kilometer entlang der
kolumbianisch-venezolanischen Grenze zur Karibikküste und gilt als eine der
wichtigsten Ölpipelines des Landes.
Die ELN war in den 1960er-Jahren von Kuba nahe stehenden Linken gegründet
worden. Nach Schätzungen verfügt sie über rund 4.500 Kämpfer. Damit ist sie
nach der Farc (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) die zweitgrößte
Guerilla des Landes. Die Zahl der Farc-Rebellen wird auf 17.000 geschätzt.
ELN und Farc hatten jedoch nur wenige Male gemeinsam agiert. In den 1980ern
galten die Angriffe der ELN vor allem ausländischen Ölfirmen in Kolumbien.
Bis zu seinem Tod 1998 wurde die ELN von dem spanischen ehemaligen Priester
Manuel Pérez geführt.
Aufsehen erregte die ELN im April 1999, als sie in einer Kirche in der
Stadt Calí rund 100 Gläubige zeitweise als Geiseln festhielt. Seit Ende
2005 verhandelt sie mit der kolumbianischen Regierung über ein Ende des
bewaffneten Konflikts. Damals hatten unter der Vermittlung von
Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez in der kubanischen
Hauptstadt Gespräche über die Aufnahme von offiziellen Friedensgesprächen
stattgefunden. Die fünf Treffen verliefen allerdings ergebnislos.
Im Jahr 2007 sollten die Gespräche wieder aufgenommen werden. Präsident
Uribe hatte jedoch einen Waffenstillstand und die Freilassung der rund 500
Entführten der ELN zur Voraussetzung gemacht. Die seither losen Kontakte
haben zu keinem konkreten Ergebnis geführt.
9 Jan 2008
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Kolumbien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Anschlag auf Pipeline in Kolumbien: Wasser sparen gegen die Ölpest
Unbekannte haben am Sonntag eine Ölpipeline in Kolumbien gesprengt. Nun
droht wegen des auslaufenden Rohöls eine Umweltkatastrophe.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.